Nokia Here Maps war lange Zeit ein Alleinstellungsmerkmal der Nokia Lumia Smartphones. Die offline Navigations-Ap, mit der man also auch ohne Internetverbindung navigieren kann, gibt es nun schon seit einiger Zeit auch für Android – und das völlig kostenlos, inkl. Kartenmaterial ca. 100 Länder, noch nicht einmal Werbung wird eingeblendet.
Ich war gerade im Urlaub auf Mallorca und habe dort Here Maps eine Woche lang genutzt und möchte Euch hier ein paar Erfahrungen weitergeben. Das ist kein kompletter Testbericht in der gewohnten Vollständigkeit und Detailtiefe bei TechnoViel, sondern nur ein paar Eindrücke, die ich trotzdem mit Euch teilen möchte.
Insgesamt hat Here Maps mich nicht enttäuscht und mir in diesem Urlaub gute Dienste erwiesen. Ich nutze ansonsten sehr viel Google Maps zum Navigieren (was im Ausland wegen der hohen Kosten für mobiles Internet wenig attraktiv ist) und habe in der Vergangenheit ALK Copilot intensiv genutzt. Here Maps kann mit beiden Alternativen in der Grundfunktion gut mithalten, wobei die Suche bei Google Maps mit Abstand die beste ist – halt so wie man das auch vom Browser her kennt: Einfach Suchbegriff wie z.B. den Namen eines Restaurants eingeben, und schon kann es losgehen. Here Maps kann das im online-Modus auch, aber gefühlt nicht ganz so gut wie Google Maps. Und im Offline-Modus, den man im Ausland ja meistens benutzen wird, muss man dann doch meistens die Adresse komplett eingeben – wobei Here Maps auch viele „POIs“ kennt (Points of Interest, wie z.B. Tankstellen, Hotels und auch Restaurants) – aber natürlich bei weitem nicht alle.
Die Navigation an sich hat gut funktioniert, die Ansagen waren meistens klar verständlich. In Kreisverkehren waren sie aber (wie bei allen mir bekannten Navi Apps auch) nicht immer sehr hilfreich – es wird immer angegeben, die wievielte Ausfahrt man nehmen soll – spätestens bei der 5. Ausfahrt wird es dann haarig – und die hat man bei den in Spanien häufig vorkommenden parallel verlaufenden Nebenstraßen (s. Google Maps Screenshot links) kombiniert mir vielen Kreisverkehren nicht selten.
Nachtrag 18.6.: In den Kommentaren wurde auf die verwirrende schematische Darstellung von Kreisverkehren in Here hingewiesen – nebenstehend ein Screenshot, der dies veranschaulicht. Offensichtlich verwendet Here immer die gleichen Diagramme links oben in der Ecke, blau hinterlegt – egal, wie der Kreisverkehr tatsächlich aussieht. Und die schematische Darstellung entspricht noch nicht mal dem sicher am häufigsten auftretenden Kreisverkehr mit vier Abzweigungen… da hätte man dann wohl doch besser das Symbol ganz weggelassen 😉
Im Zusammenhang mit diesen Nebenstraßen trat dann auch das Problem auf, das mich am meisten genervt hat: Man kann Here Maps nicht stumm schalten. Wenn das GPS einen nun mal auf einer dieser nur wenige Meter entfernten, parallel verlaufenden Straßen verortet, obwohl man eigentlich auf der Hauptstraße unterwegs ist, wird man mit Hinweisen, man möge doch bitte gleich links abbiegen und dann sofort wieder rechts (also auf die Hauptstraße wechseln) dauerberieselt. Wenn man das Handy im Auto nur zum Navigieren benutzt kann man ja einfach die Lautstärke herunter drehen. Wenn man es aber gleichzeitig auch für die Musikwiedergabe nutzen will, ist das keine Lösung. Wobei man bei den ständigen Hinweisen nicht viel von der Musik mitbekommt – die übrigens schön sanft ausgeblendet und angehalten wird, wenn eine Ansage erfolgt. Hier fehlt dringend eine Option, die Navi-App stumm zu schalten! Ich habe es sogar über die Stimmen-Verwaltung versucht (was man während des Fahrens auf keinen Fall machen sollte) – aber die kann man im offline Modus erst gar nicht aufrufen…
In dem Zusammenhang sei noch ein Manko erwähnt, dass alle von mir bisher genutzten Navi Apps auf Android haben: Man kann die Lautstärke der Ansagen nicht separat von der Musik ändern. Hier waren mir die Ansagen definitiv zu leise. Here Maps scheint übrigens seine eigene TTS (Sprachsynthese) Engine mitzubringen, wobei man zwischen zwei deutschen Stimmen (weiblich und männlich) und dann jeweils noch zwischen normal und HD wählen kann – ich habe die normale weibliche Stimme genutzt. Diese kam erstaunlich gut mit den spanischen und mallorquinischen Straßennamen zurecht, auch wenn es manchmal etwas lustig klang und die Straßennummern wie MA-2200 immer als „mazweitausendzweihundert“ wiedergegeben wurden. Hier sollten ganz groß geschriebene Zeichenfolgen wohl doch besser buchstabiert werden.
Ziemlich nervig kann auch das „Ping“ Signal bei Überschreitung der Geschwindigkeitsbegrenzung sein, denn per Default erfolgt es schon bei 1 km/h gemessener Überschreitung – und zwar jedes mal, wenn man die Grenze überschreitet. Wer sich also ziemlich genau an die Vorgaben hält, wird mit ständigen Hinweisen belohnt (man kann ja nicht auf 1 km/h genau das Tempo halten), wohingegen richtige Raser nur selten etwas davon zu Hören bekommen dürften. Immerhin kann man das in den Optionen ändern – sowohl bis 80 km/h als auch für schnellere Geschwindigkeiten kann man separat einen fixen Toleranzwert (z.B. 5 km/h) angeben (voreingestellt war jeweils 0) oder die Hinweise gleich ganz abschalten. Zusätzlich wäre ein Algorithmus sinnvoll, der maximal alle 5 Minuten oder erst nach stärkeren Geschwindigkeitsänderungen wieder warnt. Immerhin war ich davon beeindruckt, wie genau Here Maps die jeweils geltende Geschwindigkeitsbegrenzung kannte – das links unten eingeblendete Schild-Symbol änderte sich fast exakt beim Vorbeifahren am echten Schild, mir ist keine einzige Abweichung aufgefallen.
Ein Punkt der mir im Vergleich zum ALK Copilot definitiv fehlt ist eine Routenplanung: Man kann weder vorab Routen von A nach B planen (sondern immer nur vom aktuellen Standort aus), noch Zwischenstopps einbauen. Somit ist man auf das schlichte navigieren von hier zum Ziel hin mit nur wenigen angebotenen Alternativen eingeschränkt, das zurechtlegen einer schönen Route (wenn z.B. der Weg das Ziel ist) unterstützt Here Maps aktuell nicht.
Insgesamt war ich mit Here Maps recht zufrieden, nur die fehlende Stummschaltung hat wirklich genervt. Wer mehr will, muss entweder bezahlen (wobei z.B. der schon erwähnte ALK Copilot noch sehr erschwinglich ist), oder auf ein OpenStreetMap basiertes System zurückgreifen – hier habe ich in der Vergangenheit deutlich schlechtere Routing-Ergebnisse erlebt, als bei Here Maps, was aber stark von der jeweiligen App und dem Community-gepflegten Kartenmaterial (wie gut ist es im Urlaubsland?) abhängt.
Ich habe Nokia Here Maps übrigens auf dem UleFone Be Pro (s. Testbericht) getestet, welches per Bluetooth mit der pfiffigen Audio-Anlage eines hübschen Opel Adam verbunden war. Hier hatten wir das Glück, noch sehr kurzfristig (1 Tag vor Mietbeginn) über billiger-mietwagen.de zu einem Spottpreis (ca. 20,- EUR pro Tag inkl. Versicherung ohne Selbstbeteiligung) einen fast neuen und sehr gut ausgestatteten Wagen zu bekommen 🙂
13 Kommentare
Hallo!
Ich kann alles so unterschreiben, meine erste Navi-Erfahrung mit HERE habe ich auch auf Mallorca hinter mir, letzten Herbst.
Und genauso hat mich die Darstellung der Kreisverkehre genervt. Das ist das einzige große Manko an HERE, andere Navigationslösungen können das besser. Mich wundert nur, dass das in so gut wie keinem anderen Testbericht erwähnt wird…
Gruß, Meik
Hallo Meik,
die Navis die so kenne machen das mit den Kreisverkehren alle gleich. Ich würde ja am liebsten ein „gerade über den Kreiverkehr“ oder auch „links“ hören, aber dann würde es sicher Deppen geben, die das wörtlich nehmen und danach dann den Navi-Hersteller verklagen 😉
Wie machen das denn die Navi-Lösungen, die Du kennst?
Gruß.
Klaus
Hallo Klaus,
die Darstellung der Kreisel in HERE ist ja so, dass die Ausfahrten in der schematischen Darstellung einfach so angeordnet werden, dass rechts quasi auf 3 Uhr beginnend die erste kommt, dann auf 2 Uhr die zweite, auf 1 Uhr die dritte usw., sodass damit bspw. suggeriert wird, dass auch die dritte Ausfahrt leicht nach rechts abgeht. In den meisten Kreiseln ist die dritte Ausfahrt aber ein „nach links Abbiegen“, d.h. die schematische Darstellung gibt hier überhaupt nicht die wirklichen räumlichen Verhältnisse wieder.
Und das kenne ich von anderen Navis eigtl. nicht. Die zeigen eher eine Art wirklichkeitsgetreue Draufsicht auf den Kreisel, sodass man sich wesentlich besser orientieren kann.
Gruß, Meik
Hallo Maik,
ach so… das war mir noch gar nicht aufgefallen, vermutlich weil ich auf die schematischen Anzeigen nicht achte, mehr auf die Karte. Da werde ich mal versuchen drauf zu achten…
Mich hat mehr das Mitzählen der Ausfahrten ein wenig genervt (bzw. ich mache es selten, schaue lieber auf die Kartendarstellung).
Gruß,
Klaus
Hallo Maik,
hab’s heute selber erlebt und gleich mal einen Screenshot gemacht und im Artikel eingebaut. Wirklich ungeschickt gemacht, da sollte man lieber die schematische Darstellung ganz weglassen als so…
Gruß,
Klaus
Hallo Klaus
Mittlerweile bietet HERE nur noch die normale Version der Sprachen an. Die HiFi-Version für alle Sprachen wurde ersatzlos gestrichen. Die bisher vorhandenen sind nicht mehr im Download zu finden.
HERE hat auf meinem Gerät spezielle Probleme. Während GoogleMaps eine Navigation zulässt und die Satelliten erkennt, hat HERE ein „Erkennungsproblem“.
Wenn nur wenige Satelliten erkannt werden dann kann es geschehen, daß HERE rechts mit links verwechselt.
Ab diesem Moment schickt HERE den Benutzer in den Wald. Eine nette Angelegenheit, wenn man sich auf bekannten Wegen bewegt. Aber sicher nicht so toll, wenn man auf eine korrekte Wegweisung bei Fahrt auf unbekannten Straßen angewiesen ist.
Halli Fabi,
ja, die Hifi Stimmen sind wohl vor wenigen Tagen erst rausgeflogen – im Urlaub wurden sie mir noch angeboten, aber der Download schlug immer fehlt (was entweder am wackeligen Hotel-WLAN oder am knappen Speicher meines Handys lag…).
Die von Dir beschriebenen Probleme habe ich zum Glück nicht erlebt… welches Handy ist das denn?
Gruß,
Klaus
Hallo Klaus
Ein Gerät mit dem MTK6589T. Eines also, das in vielen Foren als Schlecht bezüglich GPS beschrieben wird.
Ein anderes Gerät mit MTK6577 wird ebenso empfunden. Aber das kann mit HERE ausgezeichnet umgehen.
Bemerkenswert ist, daß die „Links-Rechts“-Verwechslung sich zum Besseren umkehren lässt, wenn ich das Gerät auf den Kopf stelle. In einem Forum wurde mal geschrieben, daß HERE auch den Kompass für die genauere Positionsbestimmung verwendet. Steht das Gerät also auf dem Kopf ist Norden dort, wo vorher Süden war. Oder anders gesagt – Norden ist dann unten wo vorher oben war.
Verwirrt? Ich weiß, das ist ja auch eine ziemlich dämliche Beschreibung des Verhaltens. Aber es ist nun mal so.
Ein recht eigenartiges Verhalten. Denn GoogleMaps ist das egal, wie das Gerät in der Kfz.-Halterung steckt.
Mein bq E5 LTE mit Snapdragon 410 hat eine „Nord-Süd-Schwäche“. Rufe ich den Kompass erstmalig auf (z. B. mit der App GPS-Test), werden Nord und Süd in etwa um 180° verdreht angezeigt. Nach kurzer Zeit gibt sich das.
Nokia Here (welches ich übrigens richtig klasse finde), stellt mich vielleicht aus dem obigen Grund beim Start einer Tour oft falsch rum auf die Straße, erst einige Sekunden nach dem Losfahren erkennt es meine Richtung.
Hallo Karl
Dann hast Du genau die selbe Beobachtung wie ich gemacht. HERE verwendet neben den GPS-Daten auch den Kompass. Dieser Umstand scheint je nach Gerät ein wenig problematisch zu sein. Mich würde mal interessieren, wie sich das bei einem Gerät gestaltet, bei dem kein Kompass-Sensor vorhanden ist.
Leider muss ich hier bei vielen Stellen wiedersprechen:
Wieso nervt dich das Ping bei Geschwindigkeitsüberschreitungen wenn du im nächsten beschreibst dass man es abschalten kann. Du kannst a) die Warnung ganz abschalten und b) eine Toleranz eingeben. Bei mir pingt es erst wenn ich 10km/h zu schnell bin.
Und nein, HERE hat kein „Ton aus“-Button, aber: Bei Nutzung der App kann man mit den Lautstärketasten des Handys die Lautstärke der App auf Null drehen. Die Lautstärke des Klingeltons oder der Musik ändert das bei mir aber nicht.
Und wie auch bei den meisten Navis kann ich mich am aktuellen Standort oder von einem frei wählbaren Punkt zum Ziel führen lassen. Alternative Routen werden mir aber stets angezeigt….
Hallo Lyonel,
Wieso sollte mich das Ping nicht nerven? Es ist nunmal ziemlich ungeschickt implementiert, wenn das jedes mal kommt, wenn man die Grenzgeschwindigkeit erreicht. Wenn man das ordentlich macht gibt es ein Toleranzband: z.B. wenn man über 55 km/h fährt Ping. Dann muss man erst unter 50 fahren und wieder zu schnell werden, damit es erneut pingt. Oder zumindest dafür sorgen, dass die Warnung einen gewissen Mindestabstand einhält. Mit dem Offset verschiebt man das ganze ja nur… das macht z.B. der ALK Copilot deutlich besser als Here.
Wie im Artikel beschrieben wird bei mir mit der Lautstärke der Ansagen auch die Musik mit geregelt. Auf was für einem Handy hast Du das anders erlebt?
Natürlich kann man vom aktuellen Standort zu Punkt A fahren – ansonsten wäre das ja auch kein Navi, oder? Aber eine Routenplanung von A nach B (wobei A nicht der aktuelle Standort ist) oder gar von A über C und D nach B geht damit nicht. Das habe ich im Absatz zur Routenplanung auch ziemlich eindeutig beschrieben – mir ist rätselhaft, wie man das so missverstehen kann…
Gruß,
Klaus
Keine Sorge Klaus, ich habe nichts falsch verstanden!
Also zugegeben, es ist umständlich, aber:
In der App hast du 3 Punkte zum wählen: „Karten“, „Navigation“, und „Sammlungen“.
1. gehe auf Navigation.
2. drücke auf die Anzeige unten
3. gehe in Einstellungen
Hier findest du unter dem Punkt „Tempowarnunen“ a) ob du Tempowarnungen überhaupt haben willst, b) ob ein Warnsignal erfolgen soll und c) kannst du eine eigene Toleranz für Geschwindigkeiten bis 80km/h und ab 80km/h festlegen, schöner gehts ja wohl nicht.
Und genau da ist dein Toleranzband. Wie bereits in meinem 1. Kommentar geschrieben, habe ich mir zb eine Toleranz bei bis 80 km/h von 6 km/h gegeben und ab 80 km/h von 11 km/h. Heißt, erst wenn ich 6 km/h schneller als erlaubt fahre, pingt es! Also genau bei 56 statt 50 erlaubten km/h bzw. 111 km/h statt 100 erlaubten km/h.
Ich nutze es sowohl auf dem iphone als auch auf Samsung Galaxy-Geräten.
Ja lustig, sonst wäre es kein Navi, da hast du wohl recht, aber: Zitat: „Aber eine Routenplanung von A nach B (wobei A nicht der aktuelle Standort ist) geht damit nicht.“
Doch genau das geht! Du musst einfach erstmal die Route berechnen lassen und auf Start drücken, dann bei „aktueller Standort“ einen anderen Ort eintragen! Ups, schon geht es von meiner Wunschadresse an eine Wunschadresse.
Allerdings richtig, eine Route mit mehreren Stops kann man nicht planen. Wobei, als kleiner Tipp, dieser Wunsch kann nach hinten losgehen! Habe früher mir mal gerne mit Nokia Maps Routen erstellt, aber in einer Stadt endest du ja nicht unbedingt dort wo das Navi dir das Zentrum nennt. Problem war dann wenn du nicht genau dort hin gefahren bist wo das Navi den Routenpunkt gelegt hat, konntest du deine Route nicht fortsetzen, es wollte dich immer wieder zurück zu B schicken obwohl du schon weiter nach C wolltest…..
So ich hoffe dass nun alles klar ist und keine Missverständnisse mehr entstehen.
Gruß Lyonel