Amazon hat heute in New York eine komplett erneuerte Kindle Linie vorgestellt. Mit dabei: das Android basierte 7 Zoll Tablet „Fire“.
Das Fire weicht in vielem von den üblichen Amazon Tablets ab: Die Software sieht kaum nach Android aus, Amazon hat eine komplett eigene Oberfläche gestrickt. Den Android Market und andere Google Apps wird man vergeblich suchen – Amazon will einen hier ganz in sein eigenes Universum bannen. Amazon App Store inklusive, ob man’s mag oder nicht.
Das Display soll zwar toll sein, aber 1024×600 Punkte sind nicht der Brüller – in letzter Zeit wurden einige 7-Zöller mit 1280×800 angekündigt, so z.B. das ZTE T98. Außer einer microUSB und einer Kopfhörer-Buchse gibt es keinerlei Interfaces. Und das Gerät hat „nur“ 8GB Speicher. Das Konzept dahinter: Alles soll in Amazons Cloud Dienst gespeichert werden, nur das Nötigste wird auch auf dem Gerät gespeichert (falls man mal offline sein sollte…).
Sogar das Web-Browsen geht über die Cloud: Der stolz präsentierte Browser „Silk“ soll durch das Rendern in der Cloud besonders flüssig arbeiten… ich frage mich, was das soll? Heutige Dual-Core CPUs (im Fire steckt ein OMAP von TI) haben doch kein Problem damit, eine Website flott darzustellen. Im Gegenteil, ich befürchte eher, dass die dadurch benötigten Umwege aller Daten (vom Webserver zu Amazon, von dort zu mir) das ganze eher Zäher machen.
Stutzig stimmt mich auch der Fakt, dass niemand außer den Amazon Leuten das Gerät anfassen durfte. Hands-On? Nein!!! Dabei wurden ein paar Spiele gezeigt, natürlich eBooks und ein paar Magazine, aber beim web-Browser wurde noch nicht einmal gescrollt oder gezoomt. Das klingt alles nach einem noch sehr unfertigen Gerät. Ein email-Client wurde nicht gezeigt, aber immerhin soll es laut amazon.com einen geben…
Mir persönlich geht die Art wie das Gerät auf den „in the cloud“ Hype abfährt entschieden zu weit. Selbst beim normalen Android will ich nicht alle meine Kontakte und Termine bei Google speichern… warum sollte ich den kompletten Inhalt meines Tablets Amazon anvertrauen? Oder gar jede Website die ich jemals damit ansteuere, inkl. aller Daten die ich dort eingebe? Beim Gedanken dass Amazon mir jetzt dabei über die Schulter schauen könnte, während ich diesen Artikel hier formuliere gruselt es mir! Wird Amazon (als US Unternehmen) seinen Nutzern es erlauben, mit dem Kindle Fire die Wikileaks Seiten anzuschauen? Nennt mich meinetwegen paranoid, mir geht eine solche Anbindung an einen Konzern deutlich zu weit in Richtung „Big Brother“!
Lieber wäre es mir, wenn das Gerät eine gute Anbindung an mein NAS (Network Attached Storage – eine Netzwerkplatte also) zu Hause hätte. Das ist mit allemal lieber als irgendeine Cloud und ich könnte genauso gut meine Daten auf allen meinen Geräten zu Verfügung haben.
Trotz allem scheint das Fire insgesamt recht gut anzukommen. Bei „This is my next“ ist man sich sogar sicher, dass es der einzige echte Konkurrent zum iPad sein wird. Gründe dafür sind vor allem die vielen Inhalte (ich muss zugeben, Zeitschriften auf so einem Tablet zu haben anstatt sie zu Hause zu stapeln fände ich schon fein) – und natürlich der Preis: 199 $ sind eine klare Kampfansage an Apple, Samsung, Motorola und Co. Mal sehen, wie teuer es in Deutschland sein wird. Der einfachste neue Kindle – auch heute vorgestellt und schon in den USA und auch bei uns zu haben – kostet hier 99 EUR, in den USA nur 79,- $ (was knapp 60 EUR macht) – da kann man sich mal wieder über die Preispolitik der Hersteller aufregen!
Für mich würde Amazons Kindle Fire nur interessant, wenn es gute Custom ROMs gäbe, die ein „Vanilla Android“ (also original Android, unverfälscht) da drauf bringen – ohne Zwangsheirat mit Amazon. Die Zeit wird zeigen, wieviel Aufwand Amazon investiert hat, um genau das zu verhindern.
PS: Wer nach diesem Artikel denkt, dass ich ein Amazon-Hasser bin… weit gefehlt. Als Versandhändler schätze ich den Laden sogar sehr, und bestelle manchmal sogar dort, wenn’s woanders einen Tick günstiger ginge – der schnellen Lieferung und der unproblematischen Rückgabe wegen.
PPS: Falls Ihr Euch für die gleichzeitig vorgestellten und deutlich günstiger gewordenen „normalen“ Kindles (also die reinen eBook-Reader) interessiert… 😉
[…] für andere Shops, angeblich ist man in Verhandlung mit Amazon (ob die nach der Präsentation des Fire da noch Interesse dran haben? Sicher, auch GridOS setzt ganz auf den Amazon AppStore!). […]
5 Kommentare
Sehe ich genauso, falls es anständige ROMs für geben sollte mit Sicherheit ein nettes einsteiger Gerät, gerade für den Preis(!)..
Ich denke Amazon möchte einfach nur, ähnlich wie Google es mit Android macht, ihre Services „zwanghaft“ an den Kunden bringen.. Aber was ist mit Musik, die bei z.B. iTunes gekauft ist? Kann ich die dann wieder nur Intern auf die 8GB quetschen? Gleiches gilt natürlich für gekaufte Apps, eBooks etc..
Ich denke das Fire wird gecrackt werden.
War immer so, wird immer so sein.
Und spätestens dann wird es hoch interessant!
Grüße, Lite
PS: schöner Blog.
Hallo Lite und willkommen bei Technoviel.
Amazon ist sich anscheinend bewusst, dass jeder das Teil rooten will… und scheint sich wenig daraus zu machen. S. http://www.pcmag.com/article2/0,2817,2393740,00.asp#fbid=ve4pBFQ2jyj
Das ist verwunderlich (weil Amazon angeblich 50$ Verlust pro Fire macht, also an Medien-Verkäufen wie Apps, Musik, Büchern verdiene muss), lässt aber hoffen.
Mal sehen wie lange das dauert 😉
Klaus
PS: Welches wäre denn Dein Lieblingstablet?
Mein Wunsch/Traum-Tablett wäre im Moment definitiv das Toshiba Excite, aber das liegt deutlich über meiner Preisklasse (Schüler)..
Eben drum wäre ein Tablett in der Preisklasse des Kindle Fire schon realistisch.
Vermutlich werde ich es mir zulegen sobald es Möglichkeiten gibt, eine andere ROM aufzuspielen.
Grüße, Lite
Na da sind wir uns ja einig, das Toshiba Excite / AT200 ist z.Zt. auch mein Traum-Tablet 🙂
Ich finde als Alternative zum Fire noch die „Billigheimer“ sehr interessant. Die habe vergleichbare Technik an Bord, kosten ab ca. 200 EUR (das Kindle Fire könnte bei uns durchaus teurer werden), haben ein 10″ Display, sind verfügbar – und es gibt jetzt schon Custom-ROMs. Der Einzige Nachteil: Das Display ist eher mäßig, beim Kindle soll es sehr gut sein.
Ok, das Warten auf Kindle Fire hat noch einen Vorteil: Bis das Teil in Deutschland erhältlich sein wird, wird sich auf dem Tablet Markt ein Menge getan haben. Neue Android Version ICS, neue CPUs (Quad-Core) und immer mehr Konkurenz werden sicher dafür sorgen, dass es für das gleiche Geld immer bessere Tablets gibt – und vielleicht auch vergleichbare Tablets für weniger Geld.
Ich habe ein AVUS 57 habe meine frontkamera verstellt stehe auf dem Kopf bekomme sie einfach nicht gedreht!! Wer kann mir helfen ?