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29. Dezember 2014

Testbericht Zopo ZP999 Pro – Viel Überflieger und etwas Chinaböller

Filed under: Android,KitKat,Smartphone,Testbericht,Unboxing,Video,Zopo — Schlagwörter: — Björn @ 17:58

MediaTek hat mit seinem neuen SoC einiges an Aufsehen erregt. Der MT6595 soll die Lücke zu den Highend-Prozessoren von Qualcomm schließen und damit eine neue Konkurrenzsituation erschaffen. Benchmark-Rekorde, LTE, ein stark verbessertes GPS und einiges mehr werden versprochen.

Eins der ersten Geräte, das mit diesem Chipsatz den Markt betreten hat ist das Zopo ZP999. In Deutschland ist es leider nicht erhältlich, daher muss auf Selbstimport oder europäische Reseller zurückgegriffen werden. In meinem Fall war das der Shop http://www.zopomobile.eu/

Ob das Gerät den Aufwand sowie den für ein Chinagerät üppigen Preis von 315€ (inklusive Versand und einiger Gimmicks) wert ist soll dieser Testbericht zeigen.

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Display – Eine der großen Stärken

Das Display kann im Prinzip voll überzeugen. Die Blickwinkelstabilität ist maximal hoch und die Farben sehen kräftig aus, ohne ins Kaugummiartige abzurutschen. Bis auf den äußersten Rand ist alles schön gleichmäßig ausgeleuchtet. Durch die Full HD-Auflösung von 1920×1080 Pixel und einem PPI-Wert von rund 400 ist die Darstellung schön scharf. Auch Schriften sehen sehr gut aus ohne jemals Stufen zu zeigen. Der Schwarzwert ist ordentlich, allerdings kommt er bauartbedingt nicht an die AMOLED-Geräte von z.B. Samsung heran.

Der Touchscreen reagiert sehr präzise und empfindlich. Manchmal sogar schon etwas überempfindlich, so dass aus einem einfachen Klick ein Doppelklick werden kann. Mir ist es so aber lieber, als andersherum. Es gibt schließlich auch Geräte die man schon etwas streicheln muss um überhaupt eine Eingabe realisiert zu bekommen.

Unterm Strich behaupte ich einfach mal: Das Display würde auch jedem Luxusklassegerät gut zu Gesicht stehen.

Gehäuse – Gut verarbeitet, aber mit Schwächen

Das Äußere des Zopo ist gefällig ohne besonders auffällig zu sein. Designtechnisch erinnert es ein wenig an das Wiko Getaway mit seinem Alurahmen und der Kunststoffrückseite. Die Hardwaretasten sind sinnvoll verteilt und haben kaum Spiel. Trotz seiner 5,5Zoll Diagonale ist das Zopo kein echter Riese sondern liegt, insbesondere für ein Phablet, noch erstaunlich gut in einer Hand. Die Rückseite wird von einem Kunststoffakkudeckel verschlossen, der zwar keine Softtouchoberfläche besitzt, aber aus einem recht harten, dafür angerauhten Plastik besteht. Dadurch ist das Gerät nicht so anfällig für Kratzer, wie es viele andere Geräte sind. Ein Knartzen kommte ich dem Gerät nie entlocken, egal wo ich gedrückt und geschoben habe.

Allerdings gibt es beim Gehäuse auch negative Punkte und derer gleich Drei: Der Lautsprecher ist, wie so oft, auf der Rückseite angebracht. Wenn das Zopo auf dem Tisch liegt wird die Wiedergabe von Tönen sehr dumpf. Das liegt sicherlich auch mit daran, dass die Rückseite recht dezent gewölbt ist und das Gerät somit fast flach auf dem Tisch liegt. Damit komme ich auch direkt auf den zweiten, kleinen Makel. Das Gerät liegt fast flach auf dem Tisch, aber ebend nur fast. Es gibt keine unterstützenden Punkte, wie es bei anderen Geräten oft der Fall ist, um zu verhindern, dass das Teil hin und her wackelt wenn man es auf dem Tisch liegend bedienen will.

Zuletzt noch ein Punkt, bei dem ich nicht sicher sagen kann wie es dazu gekommen ist: Mein Gerät hat sich irgendwann innerhalb der drei Wochen, die ich es jetzt habe, diagonal um einige Millimeter verzogen. Stichwort: Bendgate. Normalerweise habe ich mein Phone immer entweder auf dem Tisch, in der Hand oder in der Jacken- oder Hosentasche (vorne). Wie sich dabei etwas verziehen kann ist mir schleierhaft. Glücklicherweise konnte ich den Schaden durch sanfte Gewalt wieder beheben. Auch konnte ich im Netz nichts finden, was auf ein Massenphänomen hindeuten würde. Daher gehe ich von einem Einzelfall oder Unachtsamkeit aus.

Kamera – Gut ohne „Spitze“ zu sein

Nachdem ich bei meinem letzten Test (BQ Aquaris E6) unabsichtlich scheinbar übertrieben habe was die Kameraqualität angeht habe ich diesesmal besonderen Wert darauf gelegt die Kamera gründlich zu testen. Nichtsdestotrotz weise ich darauf hin, dass ich kein Foto-Junkie bin und daher aus Laiensicht bewerte. Zum Vergleich der Fotoqualität habe ich Vergleichsfotos mit dem Wiko Highway aufgenommen, dessen Fotos sicherlich eine höhere Qualität haben.

Auffällig waren für mich die deutlich überzeichneten Farben bei den Fotos vom Zopo. Dies fällt, zumindest mir, allerdings erst auf, wenn man Fotos anderer Modelle daneben legt. Ein recht deutliches Rauschen wird beim reinzoomen auch sichtbar. Dennoch sind die Aufnahmen recht detailreich und für Schnappschüsse von guter Qualität.

Bei meinem letzten Artikel (Thema App Settings) habe ich das Zopo als Aufnahmegerät verwendet. Dabei ist aufgefallen, dass der Ton hauptsächlich aus dem linken Kanal kam. Das liegt vor allem an zwei Dingen: Das Zopo nimmt Videos in Stereo auf und mein Gesicht (und damit die Geräuschquelle) war aus Kamerasicht sehr linkslastig. Zum anderen scheinen die Mikrofone aber auch nicht wirklich gleich gut zu sein. Ich habe das nochmal getestet und konnte feststellen, dass Töne aus dem oberen Mikrofon deutlich lauter und besser klangen, als aus dem unteren Mikrofon.

Zuletzt ist mir bei den Testvideos aufgefallen, dass beim Schwenken teilweise die Übergänge nicht ganz sauber, sondern leicht abgehackt wirken. Der Bildstabilisator scheint den Effekt eher noch zu verstärken.

Insgesamt ordnet sich die Kamera etwas unterhalb des Wiko Getaway und etwa auf dem Niveau der BQ-Geräte ein.

Akku – Im Alltag ausdauernd, beim Spielen schnell leer

Bedingt durch die big.LITTLE – Konfiguration der CPU kommt es hier stark auf die individuelle Verwendung des Phones an. Solange man auf den kleinen Kernen unterwegs ist, hält der Akku sehr lange. Auch der Standby-Verbrauch ist im Dual-SIM-Betrieb mit eingeschaltetem WLAN bei nur etwa 1-2% pro Stunde sehr moderat. Sobald es aber zu Sache geht und die großen Kerne dazukommen (der SoC unterstützt, anders als frühere big-LITTLE-Bauten eine gleichzeitige Nutzung aller acht Kerne) ist der Akku schnell leer. Im AnTuTu Battery Test kommt das Gerät daher, mit etwa 2,5h Laufzeit, nicht besonders gut weg.

Ein sehr nerviges Problem ist das Laden des Akkus. Zwar ist ein vollständig entladenes Gerät nach etwa 3 Stunden wieder voll, aber nur wenn man das Phone dabei in Ruhe lässt oder ein leistungsfähigeres Ladegerät nutzt. Der im Lieferumfang enthaltene 1000mAh Lader wird nicht nur recht heiß, sondern liefert wohl auch nicht genug Strom um das Gerät im Betrieb zu versorgen. Daher bricht das Laden unter CPU-Last einfach ab und startet auch nur dann wieder neu, wenn man den Stecker einmal aus- und wieder einsteckt. Das dies kein Einzelfall ist zeigen Einträge in diversen Foren zu dem Thema. Außerdem kann es vorkommen, dass das Gerät abstürzt wenn man den Stecker bei eingeschaltetem Display abzieht.

Performance – Das Highlight des Gerätes

Die leistungsstärksten Geräte, die mir für einen Vergleich zur Verfügung stehen sind ein Tegra4-Tablet und ein Kindle Fire HDX mit Snapdragon 800 SoC. Wenn man tatsächlich mal etwas findet, was diese Geräte an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit treibt bleibt das Zopo stets der Sieger. Namentlich habe ich dabei drei Sachen testen können: Bloons TD5 (mal wieder), Geschwindigkeit beim Öffnen von Dokumenten via Shortcut (nicht beim Kindle, da nicht unterstützt) sowie natürlich diverse Benchmarks. Ob die Leistungsfähigkeit des MT6595 noch im Bereich des Sinnvollen liegt sei jetzt einfach mal dahin gestellt, aber tatsächlich hat MediaTek die Lücke zu Qualcomm scheinbar geschlossen. Der bereits vorgestellte Nachfolger Mt6795 soll übrigens dem Snapdragon 810 angeblich deutlich übertrumpfen.

Der RAM-Speicher ist mit 3GB großzügig bemessen. Das hat den Vorteil, dass Programme wesentlich länger im Speicher gehalten werden können und somit schneller wieder zu Verfügung stehen. Außerdem gibt es ein paar wenige Anwendungen, die dadurch direkt besser laufen. Als Beispiel sei die Amazon App genannt, die mehrere hundert Bilder in den RAM legt wenn man sich die Blitzangebote zur Weihnachtszeit anschaut.

Zopop ZP999
MT6595
2 GHz
bq Aquaris E5 FHD
MT6592 2 GHz
Honor 6
(HiSilicon Kirin 920,
1,3 bzw. 1,8 GHz)
LG G3
(Snapdragon 801,
2,5 GHz)
AnTuTu 4.5 41718 30497 38154 35216
AnTuTu 5.3 44971 32997 42021 38181
Geekbench 3
single core
1018 519 866 914
Geekbench 3
multi core
3484 2585 3169 2554
GFX T-Rex [frames] 946 615 974 1125
Vellamo Browser 3712 2303 3315 2791
3dmark Ice Storm Unlimited 13575 7227 13471 15230
Sunspider 1.0.2
(kleine Werte = besser)
539.8 994 584,9 552,4

 

Telefonie

Die empfangene Qualität bei Gesprächen klingt zwar minimal scheppernd, ist aber soweit in Ordnung. Das was beim Gesprächspartner ankommt konnte bei meinem Gerät nicht wirklich überzeugen. Das kann viele Gründe haben. Zum Beispiel mag es an der ländlichen Umgebung liegen, aus der ich den Testanruf getätigt habe, wobei das E6 oder das Darkside hier weit besser klangen. Zum anderen ist aber auch ein Defekt nicht auszuschließen – schließlich konnte das untere Mikrofon auch schon bei der Videoaufnahme nicht überzeugen.

Die angezeigten Empfangsbalken sind scheinbar auch eine Mogelpackung. Hier gibt es entweder Vollausschlag oder gar kein Netz. Dafür konnte ich aber in einem Bereich ein verständliches Telefonat führen, wo das funklochbedingt eigentlich gar nicht möglich ist.

Fazit – Licht und Schatten

Zum Preis von etwa 300 Euro (je nach Beschaffungsart) bekommt man ein unglaublich performantes Gerät mit einem hervorragendem Display und einer guten Kamera. Die Verarbeitung ist ordentlich, das Design unauffällig und die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen.

Leider hat das Gerät auch einige, teils erhebliche Schwächen. Fehlender exFAT-Support für die Speicherkarte, schlechte Sprachqualität und das Problem beim Laden trüben den sonst sehr guten Eindruck leider ein gutes Stück. Ob sich die Anschaffung für euch lohnt müsst ihr daher selbst entscheiden. Für mein Nutzungsprofil ist das Zopo ZP999 vermutlich eins der besten Geräte, die es derzeit auf dem Weltmarkt gibt (zumindest wenn Bloons Level 140+ als Voraussetzung zählt), aber um ehrlich zu sein, ein MT6592/Snapdragon 600 – Gerät mit Dual-SIM LTE hätte es für mich genauso getan – wenn da nicht die dummen Gesichter wären sobald man seine Benchmarks offenlegt…

[ Datenblatt Zopo ZP999 ]

Preise und Bezugsquellen:

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Testbilder, inkl. Vergleich zum Wiko Highway

Screenshots mit Benchmarkergebnissen usw.

Testvideo ohne EBS (Elektronischer Bildstabilisator)

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Testvideo Mit EBS

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