Mit einiger Zeit Verspätung (unglaublich wie viel Arbeit so ein bisschen Wasser im Keller verursachen kann 😉 ) kann ich euch jetzt endlich die Testergebnisse zum Allview P8 Energy Pro präsentieren. Wer sich noch an das Unboxing erinnert (ist ja schon fast eine Smartphonegeneration her 😀 ), der weiß, dass ich dieses gute Stück sehnsüchtig erwartet (und gekauft, nicht geliehen) habe. Die technischen Daten haben mich jede Vorsicht und Vernunft vergessen lassen und mich zur Vorbestellung bewegt. Die wichtigsten Eckpunkte des Gerätes sind:
Die ursprüngliche UVP von 419€ wurde inzwischen von Allview auf 369€ nach unten korrigiert (was auch realistischer ist). Insgesamt ist diese Kombination von Eigenschaften einmalig auf dem deutschen Markt und – insbesondere die ersten 5 Punkte der obrigen Aufzählung – für mich die vordefinierte Kaufentscheidung gewesen (5,5 Zöller mit Kombislot gibt es schon für einen Bruchteil des Preises, aber das wäre immer ein Kompromiss gewesen).
Ob ich mit dem Kauf zufrieden bin und wo die versteckten Mängel liegen präsentiere ich euch jetzt. Film ab:
(Zur YouTubeseite und Däumchen verteilen 😉 )
Bis auf die Software und die damit zusammenhängende Performance hat Allview hier ein interessantes Nischenprodukt auf den Markt gebracht. Die Mischung aus der tollen Akkulaufzeit, dem tollen 6 Zoll Display, DualSIM und ein paar Oberklassemerkmalen (interner Speicher, sehr guter Fingerprint-Sensor etc) könnte durch einen entsprechenden Softwaresupport einige Liebhaber finden. Hier die Punkte im Einzelnen:
Saubere Verarbeitung in Kombination mit 2,5D-Glas und Metallbauweise, da kann ja nichts schiefgehen. Oder doch? Die Kunststoffabdeckungen auf der Rückseite stören den optischen Eindruck dieses (nicht unbedingt günstigen) Gerätes heutzutage doch erheblich. Wären diese noch aus Metall und das Design (zumindest für meinen Geschmack) etwas individueller, dann wäre „das Äußere“ eine Paradedisziplin des P8 Pro, so gehen hier leider Punkte flöten.
Dafür sieht man dem P8 Energy Pro von Außen nicht an, dass sich ein riesiger Akku darin verbirgt. Designtechnisch liegt es hier ganz klar vor den anderen „Akkumonstern“.
Okay, now we talk business wie die Amerikaner so schön sagen. Das Display ist einfach extrem stark. Datenblattfetischisten werden mich jetzt vielleicht steinigen wollen (kein 4k, wie kannst du nur), aber Fakt ist, dass dieses FullHD AMOLED-Panel den direkten Vergleich mit meinem Nexus 6 (ebenfalls 6Zoll AMOLED, aber 1440p Auflösung) gewinnt! Insbesondere die Weißdarstellung (eine typische Schwäche der AMOLEDs) ist beim Allview wesentlich besser. Die Farben kommen bei beiden Geräten wunderbar und kräftig raus, wobei das Nexus hier eher zum Überzeichnen neigt. Selbst die Blickwinkelstabilität ist unter extremsten Winkeln noch einmal eine Nuance stärker beim Allviewgerät im Vergleich. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass das tolle Display des Nexus 6 überhaupt erst dazu geführt hat, dass ich unbedingt als nächstes ein AMOLED-Gerät haben will: Erwartungen übertroffen.
Auch beim Touchscreen gibt sich Allview keine Blöße. Die Empfindlichkeit ist perfekt eingestellt und Berührungen werden präzise erkannt. Als Negativpunkt kann ich hier nur angeben, dass die automatische Helligkeitssteuerung nicht allzu schnell reagiert und sich dann auch ab und zu nicht auf ein Level einigen kann. Die Helligkeit steigt und fällt dann also ständig minimal.
Nachdem ich im vorangegengenen Punkt so überschwänglich loben durfte, muss ich in Sachen Performance leider auch kritisieren. Die Hardware hält leider in einigen Situationen (insbesondere dem Appstart) nicht was sie verspricht. Das Wiko Fever zum Beispiel läuft mit dem gleichen Hauptchip (MT6753) spürbar flüssiger an diesen Stellen. es kommt sogar gelegentlich zu Rucklern oder zum kurzzeitigen Einfrieren des Bildschirms. Die Schuld daran trägt höchstwarscheinlich das RAM-Management der installierten AmigoUI, welches den RAM-Speicher gerne bis Anschlag auffüllt ohne (wie es beim Stock Android üblich ist) rechtzeitig Platz für die nächste Anwendung zu machen. In den Benchmarks spiegelt sich das nicht wieder, sondern „nur“ im täglichen Betrieb. Falls je ein Update auf Android Marshmallow kommen sollte (und dieses nicht so verhunzt wird) ist hier noch eine massive Aufwertung möglich.
Die AmigoUI ist mir inzwischen gut bekannt mit all ihren Stärken und Schwächen. Auf der Habenseite stehen wie üblich die teils netten Softwaregimmicks (SuperScreenshot, Berechtigungsmanager, Child Mode, DoubleTap to wake etc), die sehr flüssige Menüdarstellung und die von Haus aus recht hohe Anpassbarkeit.
Negativ sind wieder einmal die deutsche Übersetzung, der nervige Systemmanager (ein CleanMaster Pendant) und vor allem das oben bereits erwähnte RAM-Management. Auch die Navigation (Quicktoggles von unten zum Beispiel) ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Mit 5020mAh ist der Energiespeicher so großzügig bemessen, wie man es erwarten darf, wenn er schon das Kernfeature eines Smartphones ist. Mit gut 6 Stunden täglicher Displaylaufzeit in meinem Anwendungsprofil – bei voller Helligkeit, WLAN, Bluetooth etc dauerhaft ein und sämtliche Energiesparoptionen ausgeschaltet wohlgemerkt – liegt es genau da, wo ich es mir gewünscht habe: Ich komme genau über einen Tag (was kein „normales“ Gerät von sich behaupten kann). Normalnutzer werden auch mit dem zweiten und Wenignutzer vielleicht sogar mit dem dritten Tag rechnen dürfen. Ein Akkumonster halt…
Im Vergleich zum ersten P8 Energy hat sich bei der Pro-Variante deutlich was bei der Kameraqualität getan. Die Aufnahmen gelingen schnell und zuverlässig in ordentlicher bis guter Qualität. Sicherlich nicht die beste Handycam auf dem Markt, aber meiner Meinung nach alltagstauglich. Ob die Bildqualität für euch ausreicht, lasse ich euch wie üblich lieber selbst entscheiden. Hier die Beispielbilder:
Während dieser Punkt vor 1-2 Jahren noch das Hauptaugenmerk bei den Test der günstigeren/unbekannteren Geräte war, hat sich die Qualität inzwischen offensichtlich deutlich gesteigert. Wie schon beim bq Aquaris X5 kann ich hier nichts nennenswertes Berichten, außer vielleicht einen leicht überdurchschnittlichen WLAN und GPS-Empfang. Minimal negativ könnte ich noch den leichten Hall bewerten, der in der unteren Hörprobe erkennbar ist, aber das ist Jammern auf höchstem Niveau.
Bin ich jetzt zufrieden mit dem Gerät? Durchaus, aber nicht restlos begeistert. Die Akkulaufzeit ist perfekt für mich abgestimmt – selbst an den härtesten Tagen muss ich (grade so) nicht vorzeitig an die Steckdose. Das Display macht einfach Spaß, egal aus welcher Perspektive ich draufgucke: Es ist immer hell, hat kräftige Farben und perfekte Konturen (Niemand braucht 4K-Displays, wenn er kein VRGedöns macht!!!)
Größter Kritikpunkt (neben dem fehlenden LTE-Band, falls benötigt) ist die Performance. Leider bremst die Software den Mittelklasse-SoC gehörig aus, so dass die gefühlte Performance nicht mit dem (technisch gleichwertigen) Wiko Fever mithalten kann. Ob das (vom ursprünglichen Hersteller Gionee versprochene) Update auf Android 6.0 Marshmallow je kommen wird und es dann auch noch die Leistung verbessert bleibt abzuwarten.
Zuletzt bleibt zu sagen, dass das Allview P8 Energy Pro ein Nischenprodukt ist. Wenn ihr zu der entsprechenden Zielgruppe gehört (so wie ich), dann ist das Gerät sicherlich auch einen zweiten Blick wert. Für aktuell 369€ UVP ist das Teil zwar kein Schnäppchen, aber eben auch einzigartig in dieser Kombination aus Mittelklasseleistung, starker Ausstattung, guter Verarbeitung und natürlich dem richtig großen Akku.
[Datenblatt Allview P8 Energy Pro]
9 Kommentare
Prima Bericht.
Danke
Danka auch dir für den netten Kommentar 🙂
Ein sehr guter Testbericht von dir Björn?!Habe den Vorgänger von diesem Gerät vor sieben Monaten zum Weinachtsgeschäft erworben und verschenkt. Der Beschenkte war bisher zufrieden. Bis zum 31.05.2016 nach einem Softwareupdate konnte man nur noch Gespräche annehmen. Also die Garantieabwicklung und der Support von Allview sind sehr mangelhaft. Eine vorgeschlagene Abholung durch Allview per Paketdienst den Mangel zu beseitigen hat trotz zweimaliger Nachfrage bisher nicht stattgefunden. Solange der Service dieser Firma sich nicht bessert kann ich von einem Kauf nur abraten.
Gruß Jörg
Hi Jörg,
zum Service von Allview kann ich aktuell noch nicht viel sagen, was sich aber nächste Woche ändern wird (da soll das Gerät wegen dem defekten SIM-Schacht weggehen, so zumindest mein Plan).
Das Problem mit dem Softwareupdate hatte in meinem Bekanntenkreis keiner. Schade, dass ihr da Schwierigkeiten habt. Sollte sich Allview nicht zucken, könnt ihr die Software aber auch selbst neu flashen. Der Link für den Download ist:
http://www.androidro.ro/firmware-allview-p8-energy-backup-rom-original-cel-standard/
Falls die Option für dich interessant bist, du aber nicht weißt, was du mit dem Link anfangen sollst, meld dich einfach. Ich kann dann auch noch eine Step-by-Step-Anleitung für dich raussuchen.
Gruß Björn
Interessanter Testbericht. Auf den ersten Blick dachte ich mir bei der Auflistung der Daten: „Nice ! Mein Gerät !“, da ich zur entsprechenden Zielgruppe gehöre (für mich reicht es, wenn ein Gerät aus Display und Akku zu 40/60 besteht.
Allerdings muss ich dann nach deinem Testbericht doch sagen, dass ich ernüchtert bin. Gelegentliche Ruckler und Einfrieren trotz 3 GB Ram ? Nur einen Tag mit 6 Stunden DOT bei 5000 mAh ?
Für den Preis (369€) bin ich dann doch froh, zum Huawei Ascend Mate 7 gegriffen zu haben. Trotz 2 GB Ram eine hervorragende Performance (im Vergleich zu den hier erzielten 35k 46k beim Antutu Benchmark, von mir getestet), einem der höchstgelobten und oft mit Apples TouchID veglichenem Fingerprintsensor, LTE in DE, vergleichbaren Kameras, einem vorhandenen Android 6.0 MM Update und trotz „nur“ 4100 mAh Akku auch gute 6-6.5 Stunden DOT bei einem Tag Laufzeit. Und das alles für aktuell nur 339€ auf Amazon. Ganz davon ab, dass Huawei in DE auch einen vermutlich besseren Support hat.
Deine Meinung zu 4k HD teile ich. Das fand ich schon auf PC Monitoren lächerlich.
Man stelle sich vor, ich bin jahrelang mit einem 6 Zoll 720p HD Handy super klar gekommen ! 😀 (Huawei Ascend Mate 1)
Hi User51,
Ich denke, dass du da die richtige Wahl getroffen hast. Ein paar Kleinigkeiten möchte ich jedoch trotzdem kommentieren:
1. DOT ist schon eine sehr schwierige Sache um die Laufzeit zu vergleichen. Es hängt unheimlich stark vom jeweiligen Nutzungsverhalten (GPS? Spiele? Telefonie only? WLan immer an? etc) ab. Ich bin mit der Laufzeit sehr zufrieden, da ich in meinem Profil mit dem Akku sehr verschwenderisch umgehe: Bluetooth, WLAN etc immer an, Display auf volle Helligkeit ohne Automatik, alle Apps auf Push eingestellt etc. Dazu spiele ich gerne einige Games, die die Hardware ein gutes Stück belasten. Dem Mate 7 würde bei mir definitiv früher die Puste ausgehen (kenne das Mate recht gut).
2. Der Fingerprintsensor des P8 Pro ist zumindest dem des IPhone 5S überlegen, 6 und 6S hab ich nicht direkt vergleichen. Dem Mate7 ist er ebenfalls mindestens ebenbürtig was Geschindigkeit und Präzision angeht.
3. Das Display des P8 Pro ist mMn referenzwürdig. Da kann fast niemand mithalten in der 6 Zoll-Größe. Das Mate 7 hat wohl darüber hinaus gewisse Tendenzen mit der Zeit das Clouding zu beginnen (Lichthöfe auf dem Display)
4. DualSIM plus sd-Slot sind ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des P8 Pro.
5. Über den technischen Support von Allview kann ich bisher noch nichts schlechtes sagen. Ich habe mich am Montag Abend bei denen gemeldet wegen meinem defekten SIM-Slot, am Dienstag morgen war eine Antwort da, dass das Gerät via DPD abgeholt wird und am Mittwoch war DPD schon da. Wie es weiter geht weiß ich nächste Woche 🙂
Abgesehen von diesen Punkten gewinnt das Mate 7 jedoch problemlos in allen Punkten. Die EMUI gefällt mir zwar auch nicht wirklich besser als die AmigoUI, aber dafür läuft sie flüssiger und stabiler. Der KirinSoC ist auch fraglos leistungsfähiger als der MT6753. Und zuletzt ist das Design (huaweitypisch) extrem gelungen. Von daher muss schon ein bisschen was zusammen kommen um das P8 Pro dem Mate 7 vorzuziehen. Eine gute CustomROM oder ein überraschend gutes Marshmallowupdate für das Allviewgerät könnten die Karten allerdings neu mischen imho
Gruß Björn
@Björn (die Antwortfunktion tuts bei mir irgendwie nicht)
Hallo User51,
Du hast doch auf Björns Kommentar geantwortet – warum meinst Du, dass das nicht funktioniert?
Ich korrigiere das bei der eigentlichen Antwort mal…
Gruß,
Klaus
@Björn (die Antwortfunktion tuts bei mir irgendwie grade nicht.)
Das mit dem Support klingt gut, hätte ich nicht erwartet. Interessant, zu erfahren.
Über Displays lässt sich streiten, Amoled hat auch pros und kontras, wobei da vermutlich die Pros überwiegen. Habe da mal etwas von schneller einbrennenden Displays gelesen und bin da seither skeptisch. Aber belehr mich gern eines besseren, wenn das nur Meinungsmache war.
Zur Zielgruppe von Dualsim gehöre ich widerum gar nicht, wobei man es dem P8 definitiv zu Gute halten muss, dass er „echtes“ Dualsim hat und nicht einen der immer öfter vorkommenden Kombislots.
zum Akku: Bei mir sieht das ähnlich aus, allerdings spiele ich weniger. Wlan und Bluetooth sind bei mir auch min. 90 % des tages an, Helligkeit habe ich i.d.R. auch auf 100 %. Ich gucke viel und gerne Serien und Filme (wozu hat man denn ein 6 Zoll Gerät 😀 ), keine Ahnung, wie leistungsintensiv das letztendlich ist.
Und ja, im Vergleich zum P8 habe ich vermutlich die richtige Wahl getroffen, allerdings wurde ich dann doch etwas reumütig, als ich mir mal spaßeshalber das leagoo Shark 1 genauer angesehen habe:
LEAGOO Shark 1 4G FDD-LTE Smartphone
Da war mein erster Gedanke dann auch so „Oups, ein Mate 7 mit zusatzfeatures in günstiger.“
Obwohl es laut Tests auch nur ähnliche Zeiten wie das Mate erreicht, offensichtlich schlechter konfiguriert. Aber das wäre evtl. auch mal ein Gerät für einen Test von euch.