Nachdem das Unboxing nun schon über einen Monat her ist, wird es höchste Zeit euch endlich den Testbericht zum ZTE Blade V6 zu präsentieren. Die Verzögerung kam durch einige Umstände zu stande. Insbesondere die Dual-SIM-Funktionalität bereitete mir Sorgen, welche ich aber dringend abklären wollte, bevor ich das Gerät unnötig kritisiere. Doch dazu später mehr.
Zunächst einmal ein Blick auf das Blade V6 selbst. Ein Blick auf das Datenblatt zeigt uns auch bei diesem Gerät eine ordentliche Ausstattung im gehobenen Einsteigersegment. Der MT6735 SoC flankiert von 2GB RAM reicht erfahrungsgemäß für die meisten Anwendungen völlig aus. Die 16GB interner Speicher lassen sich via microSD-Karte um bis zu 128GB erweitern (allerdings wieder ohne exFAT-Support), so dass es hier nur in wenigen Fällen zu Problemen kommen sollte (extrem viele sehr große Apps, die sich nicht verschieben lassen). Ein 5 Zoll HD-Display und der „übliche“ Kameramix von 13MP + 5MP runden die technischen Daten ab.
Offensichtlich sehr viel Wert wurde bei diesem Gerät auf das Äußere gelegt. Ein Full-Alu-Body und ein 6,8mm dünnes Gehäuse sind in der Preisklasse unter 200€ eher ungewöhnlich. Der Energiespeicher kann bei solch dünner Bauweise natürlich nicht besonders groß ausfallen, sollte mit seinen 2200mAh in Verbindung mit dem bekannt stromsparenden Prozessor für ordentliche Laufzeiten sorgen. Wie sich das ganze im Alltag schlägt erfahrt ihr in diesem Test. Los gehts.
Das ZTE Blade V6 hält also in den meisten Punkten was es verspricht. Ordentliche Verarbeitung, schickes Design, gute Performance und wenige echte Schwächen. Die Kamera ist eher mittelmäßig, reicht für Schnappschüsse aber aus. Das einzige richtig große Problem ist die Dual-SIM-Problematik. Im Prinzip wäre eine Single-SIM-Variante sinnvoller gewesen als dieser Hybridslot, der selbst ohne microSD nicht einmal vollwertig mit zwei SIM-Karten arbeiten kann. Aber der Reihe nach.
Am Gehäuse des Blade V6 gibt es nicht viel auszusetzen. Dank der Alu-Bauweise wirkt das Gerät schick bis edel. Allerdings ist das Wort „Full-Alu-Body“ dann doch nicht ganz zutreffend. Auf der Rückseite finden sich oberhalb und unterhalb der Aluschale je eine lackierte Kappe auf Kunststoff.
Die Verarbeitung ist durchwegs ordentlich. Zum Knarzen bekommt man das Teil eigentlich nie. Auch schlechte Spaltmaße konnte ich nicht entdecken. An einigen Übergangsstellen würde ich mir vielleicht noch eine etwas stärkere Rundung wünschen, da die Kanten sich leicht unangenehm beim Drüberstreichen anfühlen. Schnittgefahr besteht natürlich keine.
Die Tasten haben recht wenig Spiel, dafür ist dieses – in Ermangelung eines besseren Ausdrucks – sehr leichtgängig. Beim Schütteln kann man dadurch ein leichtes Rasseln erzeugen. Dafür ist der Druckpunkt und die Position der Tasten gut gewählt.
Mit der Anzeige des Testgerätes war ich sehr zufrieden. Lediglich unter extremen Blickwinkeln lässt sich eine Abdunklung oder Aufhellung des Displays erreichen. Die Farben bleiben dabei unverändert. Die Auflösung von 720×1280 Pixeln ergibt bei einem 5 Zoll-Gerät 293PPI (Pixel pro Inch) – gut genug um sehr genau hingucken zu müssen, um jemals einen Unterschied zu Full-HD zu sehen.
Überhaupt ist die Farbdarstellung sehr gut gelungen. Kräftige Töne, die jedoch nicht so überzeichnet wirken, wie es oftmals bei AMOLED-Displays der Fall ist, sorgen für viel Freude bei der Bedienung.
Die Benachrichtigungs-LED kann zwar nur zwei Farben darstellen (rot/grün), verrichtet jedoch zuverlässig ihren Dienst.
Der Touchscreen reagiert zuverlässig auf Eingaben. Weder Über- noch Unterempfindlichkeit wären mir hier aufgefallen. Zu erwähnen ist noch, dass die Tasten unterhalb des Displays konfigurierbar sind. Ihr könnt euch selbst aussuchen, ob ihr die Zurücktaste lieber links oder rechts von der Hometaste haben wollt.
Die Leistung des MT6735 reicht für den Alltag jederzeit aus. Für Asphalt Airborn oder ähnliches auf höchsten Grafikeinstellungen wird es nicht reichen. Doch die alltäglicheren Dinge, wie Surfen, EMail, Whatsapp und Spiele von Angry Birds bis Beach Buggy Racing stellen kein Problem dar.
Die deutsch Übersetzung der nachträglich veränderten Bereiche der Bedienoberfläche hat auch bei diesem Gerät kaum stattgefunden. Größtenteils sind die Texte englisch geblieben, teilweise aber auch wieder völlig daneben. Man braucht schon etwas Fantasie oder viel Glück um die Gestensteuerung unter dem Stichwort „Farbkorrektur“ zu suchen.
Zuletzt sei unter diesem Punkt noch die Dual-SIM-Geschichte zusammengefasst. Wenn ich zwei SIM-Karten, die im gleichen Netz arbeiten (also zum Beispiel eine bild.de-Karte und eine mobilcom-Karte, die beide im Vodafone-Netz senden) in das Gerät einlege kommt es zu folgendem Problem: Beide Karten senden an den Netzbetreiber die IMEI (so eine Art Fahrgestellnummer für Handys). Da sich die Slots eine IMEI teilen kommt es zu einem Fehler – eine Karte wird abgelehnt und kann nicht für Internet oder Telefonie benutzt werden. Nimmt man nun die Nano-SIM heraus (die im Hybridslot) und legt stattdessen eine microSD-Karte rein funktioniert es… immer noch nicht. Dank der gespeicherten Einstellungen lehnt Vodafone die Karte im zweiten Slot weiterhin ab. Die einzige mir bekannte Möglichkeit, die sicher zum Erfolg führt ist ein Werksreset und dann von Anfang an nur den Micro-SIM-Slot benutzen. Ob es auch anders geht habe ich dann nicht mehr getestet. Einen Gerätedefekt schließe ich allerdings aus: Ich hatte ein zweites Gerät zum Gegentesten bekommen mit identlischen Problemen
Die Laufzeit des ZTE Blade V6 liegt im leicht überdurchschnittlichen Bereich. Rund 13 Stunden im Battery Benchmark (der Durchschnitt sind etwa 12h) passen zu der gefühlten Erfahrung, die ich im Alltag sammeln konnte. Normalnutzer sollten damit problemlos über den Tag kommen.
Die Ladezeit fällt im Benchmark sehr heftig aus. Mit dem Originalladegerät in 4 Stunden von 10 auf 99% bei eingeschaltetem Display und minimaler Helligkeit – das schaffen andere Geräte in der Hälfte der Zeit.
Die 13MP-Hauptkamera macht eher mäßige Bilder. Für Schnappschüsse reicht es sicherlich allemal. Am besten macht ihr euch in der Galerie selbst ein Bild von den Bildern. 😉
Ich konnte keine großen Auffälligkeiten bei Wlan, Bluetooth, Miracast, Radio oder Mobilfunk feststellen. Weder positiv noch negativ stach hier einer dieser Punkte heraus.
Telefonieren kann man mit dem Blade V6 natürlich auch. Die Klangqualität, die bei mir ankam war in Ordnung. Die höchste Lautstärke war vielleicht nich ganz so hoch wie bei anderen Geräten, für Leute, die nicht jeden Tag in einer Schmiede telefonieren wollen sollte es aber dennoch ausreichen.
Was beim Gegenüber ankommt lass ich euch wie üblich selbst beurteilen.
Das GPS arbeitet zuverlässig und schnell. Leichte Abweichungen kommen zwar immer wieder vor, belaufen sich aber stehts auf wenige Meter. Für die Autonavigation sollte das nie zum Hindernis werden.
Der Kompass hat oft keine 100%ig genaue Nordausrichtung. Wie auf den Screenshots zu erkennen zeigt der Kegel mal ein wenig nach links, mal nach rechts.
Das ZTE Blade V6 ist ein dünnes, schickes Smartphone mit ordentlicher Performance, gutem Display und wenigen Schwächen. Als Dual-SIM-Gerät ist es leider fast unbrauchbar. Wenn ihr darauf verzichten könnt – und euch die Kamera nicht sehr wichtig ist – ist dieses Alugerät einen zweiten Blick wert.
6 Kommentare
Zwecks der Dual-SIM-Geschichte: Hast du denn auch getestet, ob es mit verschiedenen Anbietern sauber funzt? Also z.B. Vodafone und E-Plus? Was ich ehrlich gesagt sowieso als Normalfall ansehe. Etwa o2 als „Geschäfts-SIM“ und Vodafön als „Privat-SIM“ oder Simquadrat für Allnet-Flatrate und Edeka Mobil als Fallback und Daten-SIM usw.
Zum Ladegerät: Daten?
Hast du testweise auch mal mit nem anderen Ladegerät aufgeladen?
Gab ja zu den Ladegeräten vor ein paar Jahren nen größeren Vergleichstest – welches Ladegerät lädt am schnellsten mit Originalgerät und ca. 30 anderen Geräten im Crosstest. Dabei stach vor allen Dingen Motorola und teils auch Samsung aus der Menge heraus. Seitdem nutze ich das Ladegerät von meine Motorola Defy Mini immer für alle Geräte – lädt in der Tat schneller und zuverlässiger.
cu, w0lf.
Hallo w0lf,
ja DualSIM funktioniert wenn zwei Karten unterschiedlicher Anbieter drin sind (o2 und Vodafone zusammen hab ich getestet). In meiner Bekanntschaft sind zwei Karten im gleichen Netz eher die Regel (auch ich nutze 2x Vodafone).
Ich habe keine weiteren Benchmarks mit anderen Ladegeräten gefahren. Mache das immer mit dem Originalladegerät. Ansonsten lade ich über Nacht, morgens ist voll. Den Rahmen des Tests will ich auch nicht zwanghaft sprengen – ist auch so schon ein Haidenaufwand.
Gruß Björn
Na, großartig benchmarken muss man ja nicht. Ich sage nur, dass ich erfahrungsgemäß eher dieses eine Motorola-Ladegerät verwende, weil das „besser“ = schneller lädt, als ca. 90% der Original-Ladegeräte. Und bei zickigen Ladegeräten is das halt der nächste Griff. Zack – und Ruhe 😉
cu, w0lf.
Ich kann schon nachvollziehen, dass Björn als Maßstab das Ladegerät des Herstellers heranzieht. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr viel Arbeit bereitet, ein Smartphone zu testen und anschließend noch einen so ausführlichen Testbericht zu verfassen. Und das alles in der Freizeit. Das verdient meinen allerhöchsten Respekt. Zumal sich Björn exzellent mit der Materie auskennt und somit jemand ist, dessen Urteil man wirklich vertrauen schenken darf. Vielen Dank, Björn.
Hallo Björn,
in Deinem Testbericht erwähnst Du die Kompass-Funktion.
Das Blade V6 hat aber kein Magnetometer und die „normalen“ Kompass-Apps funktionieren daher auch nicht.
Wie kann ich denn den integrierten Kompass überhaupt nutzen? Gibt es eine App, die mit dem Kompass-Modul zusammenarbeitet? In Maps sehe ich zwar die Position mit einem kleinen Pfeil dran. Dieser zeigt aber ins Nirwana (GPS ist abgeschaltet).
Gruß
Peter
Hi Peter,
Die Funktion wird im Komoot mit angezeigt wenn ein Kompass von System bereitgestellt wird. Ferner gibt es natürlich auch jede Menge Kompass-Apps im Playstore, die auf diesen (zur Not auch emulierten) Sensor zugreifen.
Gruß Björn