Regelmäßig kann man im Internet die verschiedensten Umfragen zum Thema Smartphones lesen. Viele davon beschäftigen sich mit der Frage: Wenn ihr euch ein bestimmtes Feature für euer Gerät wünschen könntet, welches wäre es. Die Frage gibt es natürlich in unendlich vielen Varianten, die Top-Antwort ist aber im Prinzip immer die Gleiche: Mehr Akkulaufzeit.
Genau an dieser Stelle setzt Allview mit dem P8 Energy an. Ein 6000mAh Energiespeicher soll auch Dauernutzer endlich für den ganzen Tag mit Strom versorgen. Doch damit allein hat sich der Hersteller nicht zufrieden gegeben. Auch die restliche Hard- und Software wurde entsprechend gewählt und modifiziert um das Maximale aus der Batterie zu heraus zu holen. Dazu gehören hardwareseitig zum Beispiel ein effizienter Hauptprozessor (Mediatek MT6735) oder ein Amoleddisplay mit HD-Auflösung (720×1280 Pixel) sowie softwareseitig diverse Energiesparmodi einschließlich eines dunklen Themes, durch welches das Display erst richtig effizient wird.
Ausdauerseitig sollte da wohl nix mehr schief gehen. Ob das P8 Energy aber auch im Alltag überzeugen kann wird dieser Testbericht klären.
Ich hatte schon einige Smartphones in Benutzung – manche länger, manche kürzer. Nie ist es mir auch nur annähernd so schwer gefallen ein Gerät wieder abzugeben. Ich rufe es frei heraus: Ich bin begeistert! Sicherlich ist das P8 Energy nicht perfekt, aber seine Fehler verzeihe ich ihm gerne. Es macht einfach so viele Sachen, die für mich wichtig sind so unglaublich gut. Aber eins nach dem Nächsten.
Bei der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern. Zwar ist es offensichtlich kein Premiumgerät (zu wenig Glas, Aluminium und ähnliches), aber dennoch ist es weit davon entfernt ein „Plastikklotz“ zu sein. Der umlaufende Rahmen mit den verchromten Fasen setzt einen schicken optischen Akzent. Die Rückseite besteht größtenteils aus Aluminium und wird durch das verspiegelte Allview-Logo unterbrochen – eine Designart die wohl bei einem Hersteller aus Cuppertino abgeschaut wurde. Was mit persönlich optisch nicht wirklich zusagt sind die weißen Kunststoffkappen oben und unten auf der Rückseite. Diese wirken meiner Meinung nach billiger als es sein müsste. Bei der goldenen und der schwarzen Variante des P8 scheint dieser Effekt (zumindest auf den offiziellen Produktfotos) nicht so sehr aufzutreten. Vielleicht ist es aber auch einfach subjektiv, weil ich weiße Smartphones einfach nicht mag. 😉
Was außerdem noch zu erwähnen wäre: Das Gewicht von 212g liegt für ein 5,5 Zoll Phablet im obersten Bereich auf dem Markt. Ich habe mich zwar schnell daran gewöhnt, aber das geht vermutlich nicht jedem so.
Mit der kleinen HD-Auflösung (720x1280Pixel) und den daraus resultierenden 267DPI befinden wir uns sicherlich nicht im Premiumbereich. Solange man aber kein Ful lHD-Gerät daneben liegen hat fällt der Unterschied eigentlich nie auf. Die verwendete Amoled-Technologie bietet die typischen Vor- und Nachteile: Der Schwarzwert sind perfekt, dafür kann Weiß nicht ganz optimal dargestellt werden und wirkt bei genauerer Betrachtung immer leicht gräulich. Das ist nicht als Kritik gemeint – über IPS-Displays im Allgemeinen kann man genau das Gleiche sagen (da ist Weiß besser, Schwarz schlechter). Insgesamt handelt es sich um eine gute, blickwinkelstabile Anzeige.
Der Touchscreen hat eine hervorragende Empfindlichkeit, weder lässt er sich jemals lange bitten, noch registriert er Eingaben, die nie geplant waren. Auch die kapazitiven Tasten unterhalb des Displays reagieren sofort auf jede Berührung. Lediglich die KnockOn-Funktion ist unzuverlässig (zwei mal kurz auf den Bildschirm tippen um das Gerät aus dem Ruhezustand zu holen).
Auffällig sind außerdem die breiten Ränder um die eigentliche Anzeige herum. Vermutlich wurde hier in der Breite noch etwas Platz für den Akku benötigt.
Was waren wohl meine ersten Worte, als mir das P8 zum ersten Mal aufgefallen ist? „Warum kein Octacore?“ Die Antwort: Braucht man nicht.
Ich bin wirklich positiv überrascht wie der kleine 1,3GHz Prozessor das P8 vorantreibt. Das System läuft butterweich – Ruckler sind mir nie untergekommen. Beim Öffnen von aufwändigeren Apps oder auch bei anspruchsvollen Spielen merkt man natürlich irgendwann gerne einmal, dass hier kein HighEnd-SoC am Werk ist. Vergleiche zu anderen Geräten in dieser Preisklasse mit Snapdragon 410 oder 615 Prozessor braucht das Allviewgerät aber nicht zu scheuen – die meisten davon würde es wohl gewinnen.
Für die Liebhaber von großen Zahlen hier noch einige Benchmarkergebnisse
Kommen wir zum Aushängeschild des Allview P8 Energy, dem Akku. Vorweg sei erwähnt, dass das bq Aquaris M4.5 bis Dato den Rekord im Akkubenchmark mit 80.331 Sekunden hält – bzw gehalten hat. Dieses Ergebnis katapultiert das P8 Energy mit einem Ergebnis von 134.278 Sekunden schon fast in die Bedeutungslosigkeit. Und der Alltag hält was dieser Wert verspricht. All meinen Bemühungen zum Trotz habe ich es nicht geschafft das Teil an einem Tag leer zu bekommen. Mit knapp 9 Stunden ScreenOn-Zeit einschließlich mindestens 1,5h Beach Buggy Racing, diverser App-Installationen und stundenlangem Chatten via Whatsapp, Skype etc lag ich am Ende des Tages noch bei knapp 40% Restkapazität. Im „normalen“ Gebrauch komme selbst ich problemlos über zwei Tage, Normalsterbliche sollten mit 3-5 Tagen Laufzeit rechnen dürfen.
Wenn der Saft irgendwann zur Neige geht benötigt das P8 Energy rund 3 Stunden um von 10% auf 99% Kapazität zu kommen (bei eingeschalteten Bildschirm). Allerdings nur mit dem Originalladegerät, da dieses mit höherer Voltzahl (laut Aufdruck auf dem Lader mit bis zu 12V bei 1,3A) arbeitet. „Normale“ Ladegeräte, die immer mit 5V arbeiten, laden das P8 mit höchstens 1000mA (auch wenn sie 2,5A oder mehr liefern könnten).
Die Bildqualität liegt in etwa in dem Bereich, den man heutzutage bei einem Mittelklassegerät erwarten kann. Für bessere Schnappschüsse und Instant Messaging reicht es immer aus. Allerdings werden die Details schnell vermatscht sobald man Ausschnitte vergrößert. Für die Hochzeitsaufnahmen der eigenen Tochter sollte man wohl weiterhin zur Spiegelreflexkamera greifen.
Die KameraApp bietet die üblichen Funktionen ohne große Überraschungen. Dafür gelingt die Menüführung intuitiv. Positiv ist mir auch die geringe Auslöseverzögerung aufgefallen. Ansonsten überlasse ich das finale Urteil euch selbst: hier ein paar Beispielbilder
Die Benutzeroberfläche wurde stark verändert. Das Auffälligste hierbei ist sicherlich die Schnelleinstellungsleiste, welche von unten nach oben reingewischt wird. Aber auch viele kleinere Anpassungen im Detail können immer wieder beobachtet werden, wie die Launchereinstellungen, ein App-Berechtigungsmanager, Optionen für zugeschnittene Screenshots oder Scheinanrufe und vieles mehr.
Die deutsche Übersetzung ist wohl einer der größten Kritikpunkte. Von gar nicht bis völlig unsinnig übersetzt ist im Prinzip alles dabei. Hier und da hilft tatsächlich nur noch ausprobieren um rauszufinden was „Akkuprozent Im Garten“ bedeuten soll.
Der Infra-Rot-Sender tut seine Arbeit genau so zuverlässig und unspektakulär, wie man es sich wünschen kann. Ein nettes Gimmick ist das wohl, aber im Alltag bevorzuge ich doch noch eine richtige Fernbedienung mit Tasten die ich auch erfühlen kann.
WLan und Mobilfunk funktionieren durchschnittlich gut. LTE Band 20 (800MHz) fehlt leider – vor allem natürlich in ländlichen Regionen. Der Gesprächspartner ist relativ gut und auch bei Bedarf recht laut zu verstehen. Leider ist das, was das P8 Energy absendet etwas arg basslastig aufgenommen. Im normalen Telefonbetrieb stört das noch nicht so sehr, spätestens im Konferenzmodus wird das Verstehen des Gesagten zum Ratespiel. Hört es euch einfach selber an.
Das GPS verrichtet seine Arbeit gut. Auf den ersten paar hundert Metern muss der Chip scheinbar noch etwas warm laufen, danach läuft die Navigation fast schon metergenau. Von Google Maps wurde ich zumindest nie auf eine falsche Straße gesetzt.
Ein Gerät mit vielen Stärken und einigen Schwächen. Die immer flüssige Bedienung, die Akkulaufzeit und einige der Softwarefeatures wissen zu gefallen, die Übersetzung, fehlende (und schlecht kommunizierte) Eigenschaften wie Band 20 LTE oder fehlender exFAT-Support eher weniger. Wenn man sich auch endlich mehr Laufzeit wünscht und mit den genannten Einschränkungen leben kann ist das Allview P8 Energy mehr als nur einen Blick wert. Ich jedenfalls bin begeistert.
4 Kommentare
Super informativer Testbericht! Vielen Dank, Björn. Hach, schwarzes. Das ist mir ja doch recht wichtig. AMOLED, yeah! FHD wäre schon schön gewesen. Nun gut, in 5,5″ kann man vielleicht noch so gerade darauf verzichten.
Kurze Frage zu den Sensortasten unterhalb des Displays: Sind die beleuchtet? Im Unboxing warst du dir nicht sicher und im Video ist es wegen des weißen Gehäuses schwer zu erkennen.
Wenn jemand Erfahrung damit hat: Wirken unbeleuchtete Tasten im täglichen Gebrauch auch nach längerer Zeit noch irgendwie billig oder kann man sich leicht daran gewöhnen?
Also insgesamt könnte ich schon schwach werden. Akku ist halt nicht wechselbar. Aber wenn ich mir jetzt ein neues Smartphone kaufe. hätte ich mir eigentlich selbst bewiesen, dass man den wechselbaren Akku kaum braucht. (Und dass ich eine Ökosau bin, die eben doch konsumieren will. Hmmm 😉 )
Es gibt wohl nicht viele Geräte, die von sich behaupten können, mit einer Quasikaufempfehlung von Björn geadelt zu sein. Für mich käme wohl die schwarze Variante am ehesten infrage. Wird die goldfarbene Variante im Rahmen des Wintersales auch nach Deutschland geliefert?
Noch mal danke für den Test!
Ingo
Hallo Ingo,
danke für deinen netten Kommentar.
Nein, die Tasten sind nicht beleutet. Aufgedruckt sind sie aber auch nicht. Ich vermute von innen geätzt und verchromt. Billig sehen sie auf jeden Fall nicht aus, nur halt unbeleuchtet 🙂
Zum wechselbaren Akku: Selbst wenn der Akku nach 2-3 Jahren nur noch halb so gut sein sollte wäre er immernoch überdurchschnittlich gut 😉
Die goldene Version ist natürlich auch im Sale. Die Farbwahl geschieht direkt unter dem Produktbild (sind 3 verschiedene Kästchen)
Bin ich denn so streng bei der Bewertung? Wirklich stark einschränken musste ich die Kaufempfehlung bisher eigentlich nur bei den anderen beiden Allviews auf Grund des zu geringen RAM-Speichers, oder?
Aber ich gebe gern zu, dass mich das P8 Energy wahnsinnig begeistert hat. Mit einem tollen Akku hatte ich gerechnet, mit der wertigen Verarbeitung und vor allem der richtig guten, flüssigen Performance eigentlich nicht. AMOLED macht bei den Comic-Style-Spielen, die ich bevorzuge natürlich doppelt Spaß.
Gruß Björn
Oh, sorry, Björn, ich hatte dir nicht zu verstehen geben wollen, dass du zu streng seist. Ganz im Gegenteil – deine Formulierungen geben Kritikpunkte gut zu verstehen, ohne zu harsch zu klingen oder gar vom Hersteller anfechtbar zu werden. (Nach meiner bescheidenen Einschätzung.) Alles gut. Deine anderen Tests von Allview Smartphones kenne ich noch gar nicht. Bin aber gespannt. Schau ich mir gelegentlich an.
Mit „Quasikaufempfehlung von Björn“ meine ich im Unterschied zu „Kaufempfehlung von Björn“ lediglich, dass du meintest „für dich“ sei es eine Kaufempfehlung. Das klang ein wenig nach Vorbehalt. Und die deutsche Übersetzung des UI scheint ja wirklich mies zu sein. (Andere für mich nennenswerte Kritikpunkte: [A] Speicherverwaltung / keine Apps auf SD-Card, [B] Basslastiges Mikro.) Die Übersetzung ist für mich kaum relevant. Englischsprachiges UI wählen, gut ist.
Danke für deine zusäztlichen Informationen. Du hast es wirklich geschafft, dass ich grübele, ob ich die EUR 219,00 + X (X ggf. für die zusätzlichen Versicherungen) doch noch locker machen sollte. Klingt nach einem guten Angebot für das Gebotene.
Magst du mir noch mitteilen wie sinnvoll du die Versicherungen von Allview findest für jemanden, dessen Budget vor Weihnachten nicht mehr so wahnsinnig groß ist?
Lieben Gruß und eine weitgehend entspannte Vorweihnachtszeit
Ingo
PS Korrektur zu meinem ersten Kommentar, Satz 2: Nicht „Hach, schwarzes.“, sondern richtig „Hach, schwarzes Theme.“ Irgendwie war das Wort „Theme“ abhanden gekommen.
Hallo Ingo,
wollte damit eher ausdrücken, dass ich (bis heute übrigens) überlege mir das Gerät selbst zu kaufen, da die Nachteile für mich eher unerheblich sind 🙂
Was die Versicherungen angeht: Die Garantieverlängerung halte ich für ein verhältnismäßig kurzlebiges Gerät wie ein Smartphone eher für unsinnig – sie lohnt sich ja im Prinzip nur, wenn das Gerät zwischen dem 25. und 36. Monat an einem Herrstellungsfehler kaputt geht, der in den ersten 24 Monaten keinen Einflass hatte – ist schon recht weit hergeholt.
Ob sich der Vollschutz für dich lohnt müsstest du selbst entscheiden. Ich kann dir da nur sagen: Ich hab in diesem Jahr mit Sicherheit über 20 Handys von Kollegen und Freunden repariert, fast alle mit Displaybruch. Daher denke ich, dass ich die 26 Euro setzen würde. Das Angebot im schlimmsten (also eigentlich besten) Fall nach zwei Jahren einen 10% Gutschein für den Onlineshop zu erhalten mindert sogar das „Risiko“ falls nix passiert 😉
Beste Grüße
Björn