Lenovo ist – insbesondere in Deutschland – im Tabletbereich vor allem für seine Yoga-Tablets bekannt. Doch im Schatten dieser Serie gibt es noch weitere Geräte des chinesischen Computerriesen. Eines davon ist das hier vorgestellte Billig Günstiggerät Lenovo MIIX 3 830.
Ursprünglich auf den deutschen Markt gekommen Ende 2014 liest sich das Datenblatt für den ausgerufenen Preis (UVP 189€, aktueller Internetpreis ca 130-150€) noch immer überraschend gut. So gibt es 32GB internen Speicher, 2GB RAM, einen (üblichen) Intel Atom Prozessor mit bis zu 1,83GHz Taktung und sogar ein Alugehäuse. Dazu kommt noch das recht ungewöhnliche, für ein 8Zoll Tablet aber sehr empfehlenswerte 4:3 Format.
Natürlich müssen bei diesem Preis auch Abstriche gemacht werden. Das Display löst mit geringen 1024X768 Pixeln auf /160DPI), Die Anschlüsse wurden auf ein Minimum reduziert (kein großer USB, kein HDMI etc). Wie groß diese und weiter Abstriche in der Realität ausfallen und in wie fern Windows 10 als Betriebssystem auf einem Tablet überzeugen kann soll der Test zeigen.
Das MIIX 3 kommt in einem überraschend wertig wirkenden Kleid daher. Die rückseitige Aluschale würde auch Geräten, die deutlich teurer sind recht gut stehen. Die unvermeitlichen Kuststoffteile fügen sich gut in das Bild ein, schon weil nicht versucht wurde mit Gewalt den gleichen Ton zu treffen, den die metallerne Rückseite hat. Mein einziger kleiner Kritikpunkt an dieser Stelle wäre, dass das Gehäuse etwas dick wirkt (schon aufgrund der verhältnismäßig geringen Außenmaße – man ist ja sonst eher 10Zoll gewöhnt). Ein größerer Radius oder eine Fase an den Außenkanten hätten sicherlich für eine noch angenehmere Haptik gesorgt.
In der Verarbeitung kann man hier und da allerdings den günstigen Preis erahnen. Die Tasten sind ein gutes Stück höher ausgefallen, als sie hätten sein müssen und sitzen nicht ganz spielfrei in ihren Aussparungen. Auch leichte Höhenunterschiede zwischen den Kunststoffteilen und der Rückseite sind feststellbar.
Als problematischer hat sich bei meinem Gerät allerdings das dargestellt, was in dem Gehäuse steckt. Hier hat sich der Akku leider vom Kleber gelöst, so dass der Stromspeicher sich durch nerviges Geklapper in Szene gesetzt hat. Einschränkend sei aber erwähnt, dass dies wohl kein Serienproblem zu sein scheint. Zumindest habe ich keinen Test, keine Rezession oder sonstiges im Internet finden können, welche ein solches Problem beschreibt. Für mich war das Ganze auch halb so wil. einmal mit dem Fingernagel ums Gehäuse gefahren (vorsichtig natürlich), schon lag der Deckel nebenan und ich konnte die Batterie mittels doppelseitigem Klebeband fixieren.
In einer Welt, in der schon auf Smartphones um die 5Zoll mit 2K Auflösung hantiert wird, wie soll man da mit 160DPI (Dots per Inch, also Punkte pro Quadratinch) glücklich werden? Mein Vorschlag: Nicht drüber nachdenken.
Tatsächlich ist das MIIX 3 vermutlich das am schwächsten auflösende Gerät, welches ich seit Jahren in der Hand hatte. Wenn ich mir eine Stelle auf dem Display genauer angeschaut habe (besonders die Schriften) konnte ich auch die leichten Stufen, die durch die kleine Auflösung entstehen erkennen. Wenn ich allerdings nicht darauf geachtet habe und stattdessen das getan hab, was ich mit dem Gerät machen wollte (sei es spielen, surfen oder Filme gucken), dann denk ich über sowas ehrlich gesagt nichtmal nach. Auf der anderen Seite ist die Blickwinkelstabilität in einem sehr ordentlichen Bereich und die Helligkeit geht auch in Ordnung. Daher verdient der Bildschirm meiner unbescheidenen Meinung nach problemlos die Note „Befriedigend“.
Aber Kritik gibt es natürlich auch, diesesmal sind es zwei Punkte.
Zum einen spiegelt der Touchscreen recht stark, was dazu führt, dass man wohl in der Sonne eher keinen großen Spaß mit dem Teil haben wird. Im Innenbereich hat man allerdings keine Probleme. Zum anderen saugt einem das Glas jegliches Fett aus den Fingern und verwandelt es in deutlich sichtbare Finderabdrücke. Diese beiden Punkte lassen sich bei Bedarf jedoch durch den Einsatz von entsprechenden Displayschutzfolien oder Schutzglas minimieren.
Das Tablet lässt sich spätestens eine Minute nachdem es hochgefahren ist problemlos und stehts flüssig bedienen. Vorher ist es ein Krampf damit zu arbeiten, was vermutlich den im Hintergrund startenden Prozessen zuzuschreiben ist. Dieses Problem tritt allerdings nur bei einem kompletten Neustart auf sowie eingeschränkt (deutlich kürzere Wartezeit) nach dem Wecken aus dem Ruhemodus (nicht Standby)
Die Leistungsfähigkeit des eingebauten SoCs (Intel Atom Z3735F) liegt im Einsteigerbereich. Kleinere Spiele wie Angry Birds, Solitär und ähnliches stellen niemals Probleme dar. Ebenso konnte ich mit Hilfe des Android Emulators „Windroy“ auch Androidspiele wie Beach Buggy Racing oder Hay Day problemlos zum laufen bringen. Bei grafisch aufwändigeren Spielen war dann aber schnell Schluss.
Das neue Betriebssystem aus Redmond soll den Spagat zwischen Mobilgeräten, Konsolen und klassischen PCs meistern. Wie gut ist das denn nun gelungen?
Ich würde sagen halbwegs. Während mich Windows 10 auf dem PC sehr schnell überzeugen konnte liegt der Sachverhalt auf dem Tablet etwas anders. Zwar sind viele Dinge für Touchoberflächen optimiert worden, aber halt auch nicht alle. So sind zum Beispiel im Dateimanager einige der einzelnen Knöpfe viel zu klein geraten. Auch die Nutzung von .exe Programmen ist nicht immer optimal. „Die sind aber auch für den Desktopmodus gedacht“ werden jetzt einige sagen. Ich sage jedoch: Diese Option ist doch das größte Alleinstellungsmerkmal von Windowstablets.
Auch einige kleinere Probleme, wie die nicht selbstständig ausfahrende Tastatur im Desktopmodus (trotz nicht angeschlossener physischer Tastatur) oder dem ständig im Hintergrund verschwindenden Firefoxfenster im ModernUI machen sich gern mal bemerkbar.
Insgesamt ist die Bedienung eines Windowstablets weit weniger intuitiv als es bei den Konkurenten von Android oder IOS der Fall ist. Dafür hat man aber die möglichkeit vie Bluetooth oder MicroUSB Dongle so ein Tablet in einen vollwertigen PC zu verwandeln. Auch der Anschluss von sämtlichen Peripheriegeräten, wie Drucker, Scanner, whatever geht PC-typisch leicht von der Hand. Ein unbeschreiblicher Vorteil, wenn man so ein Gerät produktiv einsetzen will.
Und damit sind wir dann auch am Punkt: Will man produktiv Arbeiten ist ein Windowstablet wohl die erste Wahl. Liegt der Schwerpunkt aber auf Spielen und dem Medienkonsum bieten die anderen beiden großen Betriebssysteme wohl deutlich mehr. Allerdings „noch“. Microsoft hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Für mich bleibt es vorstellbar, dass die Bedienung von Windows 10 weiter durch Updates optimiert wird und der Appshop durch die Bridgeprojekte, mit denen Entwickler eine IOS oder Androidapp in eine Windowsapp fast vollständig umwandeln können, plötzlich gefüllt wird. Sollte das beides eintreffen werden die Karten schnell neu gemischt.
In zufälliger Reihenfolge
Fazit: Wer ein günstiges Windowstablet sucht und mit den genannten Einschränkungen leben kann wird seine helle Freude mit dem Teil haben. Zwar scheint Windows 10 noch nicht optimal für Tablets geeignet zu sein, aber dafür ist die Desktopoption für Hardwarekeyboard und Mausnutzer ein gewaltiger Mehrwert. Auch die im Prinzip garantierten Sicherheitsupdates, die es noch auf viele Jahre geben wird sprechen für dieses OS.
Für den Preis wird es auf jeden Fall sehr schwierig ein gleichwertiges oder gar besseres Windowstablet zu finden. Daher von mir eine klare Kaufempfehlung
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2 Kommentare
Danke für das Review. Zu dem Gewicht: Dir fehlen 45g. Du hast aber vergessen: Je mehr Daten auf dem Gerät, desto höher das Gewicht. Du weißt ja, 1en wiegen mehr als 0en 😉
Hallo Kleingeldprinz,
so wie du das sagst klingt das ja schon sehr pauschal. Dabei sollte doch klar sein, dass es leichte Daten (z.B. Boulevardtexte) und schwere Daten (wie z.B. Integralrechnungen) gibt 😀
Außerdem wiegen 1en, zumindest physische sicherlich mehr als 0en, da sie mehr Volumen besitzen 😉
Spaß muss sein. Danke für das Feedback.
Gruß Björn