Ich habe mich schon immer ein wenig gewundert, warum manche YouTube-Videos minutenlang zeigen, wie sich Smartphones durch verschiedene Benchmarks quälen. Man mag zu Benchmarkergebnissen ja stehen wie man will (einen gewissen Anhaltspunkt zur Leistung eines Gerätes geben sie meines Erachtens auf jeden Fall), aber der eigentliche Durchlauf sagt nun wirklich nicht viel aus… trotzdem habe ich es vor ziemlich genau einem Jahr dann doch getan, und beim Unboxing des Wiko Highway ein paar Benchmarks vor laufender Kamera gestartet, darunter den eigentlich schon lange veralteten und seit Sommer 2012 nicht mehr aktualisierten Quadrant. Die Neugierde, wie der damals sehr spannende MediaTek MT6592 Octacore-Prozessor so abschneidet war einfach zu groß.
Jetzt flattert mit eine überraschende Mail von Google in die Inbox: Für das besagte Video würde die Monetarisierung (d.h. die Werbung und daraus für mich entstehende Einnahmen) abgeschaltet, da es urheberrechtliche Bedenken gäbe. Es wird auf die Stelle von Minute 22:56 bis 23:34 im Video verwiesen, in der verschiedene Animationen des Quadrant Benchmarks zu sehen sind. Antragsteller ist die „Qyuki Digital Media Pvt. Ltd.“, ein indisches Unternehmen im Medien-Bereich, die sich früher mal erfolglos als Pinterest-Alternative positioniert hatten. Ich kann keinen Zusammenhang zwischen Qyuki und Aurora Softworks, dem Hersteller von Quadrant, erkennen, aber wer weiß, womöglich wurden ja sogar im Benchmark Video-Sequenzen verwendet, die urheberrechtlich bedenklich sind. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass einfach nur ein Tool zum Bildvergleich eine Ähnlichkeit zu einem eigenen Video gesehen hat, als Grund für den Antrag wurde schließlich „vom Antragsteller monetarisiert“ angeben.
Ich wollte eigentlich Kontakt mit Aurora Software aufnehmen – auch wenn durchaus fraglich ist, ob es den Laden überhaupt noch gibt, versuchen kann man es ja mal – bis mir dann die Quadrant Produktseite aufgefallen ist: Hier ist zu sehen, dass Blogger, die Quadrant Ergebnisse veröffentlichen wollen doch bitte schön die „Professional Edition“ für 24,99 USD verwenden sollen. Ok, man kann also wirklich meine Verwendung des Benchmarks kritisieren, auch wenn ich nicht glaube, dass Qyuki irgendetwas damit zu tun hat… aber das herauszufinden lohnt sich einfach nicht.
Ich ziehe lieber die Konsequenz und verwende den ohnehin längst veralteten und irrelevanten Quadrant Benchmark ab sofort nicht mehr in meinen Testberichten (tatsächlich veröffentliche ich die Werte sowieso schon seit Monaten nicht mehr, zuletzt im November 2014 beim Honor 6, lasse den Benchmark aber aus Gewohnheit öfters noch durchlaufen).
Das jetzt nicht mehr monetarisierte Video hätte mir vielleicht auf die Dauer noch den ein oder anderen Cent eingebracht, aber dafür lohnt es sich natürlich nicht, jetzt lange Nachforschungen anzustellen – da kümmere ich mich jetzt doch lieber mal um den nächsten Testbericht – ohne Quadrant, und sicher auch ohne Videosequenzen von irgendeinem Benchmark.
Anderen Bloggern und YouTubern kann ich nur empfehlen, sich die Bedingungen für die Verwendung der genutzten Tools anzusehen – man wird zwar kaum komplette Sicherheit erlangen können, dass man nirgends angreifbar ist (dann würde man vermutlich mehr Zeit mit dem Rechtsanwalt als mit der Videokamera verbringen…), aber die gröbsten Fehler kann man so hoffentlich vermeiden – ich werde es jedenfalls in Zukunft versuchen.
Habt Ihr schon einmal ähnliche Erfahrungen gemacht?
PS: Bei YouTube gehen solche Fälle zum Glück meist glimpflich aus – ein nicht monetarisiertes Video, vielleicht sogar mal eins gesperrt. In Deutschland gibt es da leider noch ganz andere Methoden… wer schon mal eine Abmahnung bekommen hat, weiß, wovon ich schreibe…
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