Was lange währt wird endlich gut: Hier kommt endlich mein Testbericht zum Thecus N2310, einem erschwinglichen Netzwerkspeicher (NAS) mit zwei Festplatteneinschüben. Beim Praxistest wollte ich zunächst überprüfen, ob die Versprochene Inbertriebnahmezeit von ganzen 5 Minuten realistisch ist, aber natürlich auch die Performance, Bedienbarkeit und die Einsatzmöglichkeiten des Gerätes anschauen – hier kommt der ausführliche Testbericht in drei Teilen: Einleitung und Bewertung, Inbetriebnahme und die Benutzeroberfläche (einschließlich der beiden für das Gerät erhältlichen Smartphone-Apps):
Gehen wir die angesprochenen Punkte der Reihe nach an:
In der Werbung verspricht Thecus eine „5 Minuten Komplettinstallation“ – wie die Marketing-Strategen auf diesen Wert kommen, ist mir fraglich. Das NAS hat diese 5 Minuten schon alleine durch die Initialisierung verbraucht – da sind die diversen Schritte inkl. weiterer Wartezeiten, die man zur Kompletteinrichtung braucht noch nicht mitgezählt. Ich denke, selbst als geübter Anwender, der nicht lange über die einzelnen Optionen nachdenken muss, sind selbst 15 Minuten noch sportlich… was nicht schlimm ist, man setzt ja so ein Gerät nicht alles Tage auf. Aber warum dann dieser unsinnige Werbespruch?
Dazu kommt dann noch, dass man beim Einrichten keinerlei Wahlmöglichkeit hat – wenn nur eine Platte genutzt wird, bekommt man JBOD, ansonsten RAID1. Das macht für viele Anwender durchaus Sinn, aber wo bleibt der versprochene RAID0 Modus? Und warum kann ich nicht zwei Platten im JBOD Verbund betreiben? Beides geht durchaus, aber nicht bei der Ersteinrichtung. Man muss dazu später in der Benutzeroberfläche das anfangs eingerichtete RAID löschen und dann neu anlegen – dann kann man plötzlich frei zwischen JBOD, RAID0 und RAID1 wählen. Dabei vergehen dann übrigens erneut einige Minuten…
Die Benutzeroberfläche imitiert im Browser eine grafische Fenster-Oberfläche, ohne dadurch wirklichen Mehrwert zu bieten: So werden z.B eine Vielzahl von Icons in das sehr klein geratene „Control Panel“ gepfercht, durch dass man dann fleißig scrollen muss – das hätte bei den heutzutage üblichen großen Monitoren auf auf eine Seite gepasst. Zumal viele dieser Icons nur minimale Funktionalität repräsentieren – hier hätte man durchaus einiges zusammenfassen können.
Aber mit ein wenig Sucherei und Eingewöhnung findet man alles Wichtige schnell, und auch die Installation zusätzlicher Anwendungen, wie z.B. dem Plex Medienserver, geht kinderleicht… nur nicht schnell.
Ich habe in das N2310 zwei speziell für den NAS Einsatz angebotene Festplatten eingebaut: Die 3 TB Variante der WD RED Serie. Jede dieser Platten kann in so ziemlich jedem Benchmark die 100MB/s Marke überschreiten und somit das maximal mögliche des Gigabit-Netzwerkes, über das man ein solches NAS sinnvollerweise anbindet, ausreizen. Aber egal in welcher Konstellation, ob nun JBOD, RAID0 (hier wären theoretisch die doppelten Übertragungsraten einer einzelnen Platte möglich) oder RAID1, das Thecus N2310 kam bei mir noch nicht einmal in die Nähe der 100MB/s Marke… knapp 75 MB/s bei sequentiellem Schreiben sind zwar nicht übel, aber weit unter dem, was die Festplatten können. Hier ist ganz klar die Hardware des Thecus N2310 der limitierende Faktor. Oder anders herum gesagt: Ich hätte es mir sparen können, nach besonders leistungsfähigen Platten zu suchen, womöglich wäre das NAS mit günstigeren Platten genauso schnell gewesen. Wobei ich schon alleine wegen der längeren Garantie und der damit Verbundenen Hoffnung auf langlebige Platten froh bin, die WD Red Serie gewählt zu haben.
Eins ist klar: RAID0 macht in diesem NAS absolut keinen Sinn. In dieser Konfiguration ist das N2310 kaum schneller als im JBOD Modus, man geht aber ein deutlich erhöhtes Ausfallrisiko ein, denn ein Defekt einer Platte kann direkt den kompletten Datenbestand vernichten. im RAID1 Modus ist das Thecus N2310 noch mal ein Stückchen langsamer – s. CrystalDiskMark 3.0.3 Screenshots.
Nachtrag: Um meine Enttäuschung über die Performance hier ein wenig zu relativieren: 68-75MB/s sind beileibe nicht langsam und in der Praxis schon sehr ordentlich brauchbar. Es ist noch gar nicht so lange her, dass interne Festplatten in etwas so schnell unterwegs waren…
Ein NAS kann man getrost in den Keller oder einen Abstellraum verbannen, überall wo das Gigabit-Netz hinkommt (und wo es trocken und ein wenig belüftet ist…) kann man prinzipiell so ein Gerät aufstellen. Das bietet sich schon alleine deshalb an, weil fast alles NAS Systeme einen Gehäuselüfter haben und entsprechende Geräusche von sich geben. Meine eigene Synology DiskStation DS110j hatte ich vor 4 Jahren dementsprechend nur zur Einrichtung im Arbeitszimmer aufgebaut, es war fest geplant sie dann in den Keller zu verbannen… sie steht aber noch heute hier neben meinem Schreibtisch, weil sie bis auf die Festplatten absolut unhörbar ist. Das kann man vom Thecus N2310 leider gar nicht sagen: Der Lüfter ist immer deutlich hörbar, selbst wenn das NAS stundenlang nicht genutzt wurde. Unter Last und beim Booten dreht er so richtig auf und wird zur echten Nervensäge – so ein Gerät gehört definitiv nicht in ein Arbeits- oder gar Wohnzimmer. Wie gut, dass ich ein Ethernetkabel im Keller habe 😉
Das Thecus N2310 bietet einiges an Funktionalität: Neben Benutzer- und Rechteverwaltung inkl. Quota gibt es Benachrichtigungen, zeitgesteuertes Ein- / Ausschalten (aber leider kein automatisches Abschalten der Platten im Idle Modus!), verschiedene Netzwerk-Protokolle (wie CIFS, NFS usw.), FTP- und Web-Server, mySQL-Datenbank, DynDNS Service, iTunes Server, Plex Medienserver und Druckserver, sogar CDs kann man über das NAS brennen (ein Brenner ist aber nicht im Lieferumfang 😉 ). Zusätzlich kann man von http://www.thecus.com/sp_app_center.php noch knapp 70 weitere Anwendungen herunterladen, die für das N2310 fertig paketiert sind. Ich kann allerdings bislang keine lebendige Community zu diesem NAS sehen, wie man sie von Synology oder QNAP kennt – alle Pakete stammen entweder offiziell von Thecus oder von einem (mittlerweile ehemaligen) Thecus Mitarbeiter… hier stellt sich die Frage, wie es mit Updates für diese Anwendungen aussehen wird.
Die Installation solcher Apps ist denkbar einfach, im Video zeige ich das am Beispiel des Plex Medienservers.
Bei den großen Konkurrenten gibt es schon von Haus aus mehr Funktionalität und zudem eine deutlich größere Auswahl von Anwendungen aus alternativen Quellen, und dazu noch eine lebhafte Community.
Das Thecus N2310 ist sicher kein schlechtes NAS und hat nun mehrere Monate bei mir ohne Probleme funktioniert. Es enttäuscht allerdings ein wenig bei Performance und Betriebsgeräusch, auch die Auswahl an Software kann nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten. Wenn das Gerät deutlich günstiger als diese Konkurrenz wäre, hätte man durchaus ein Kaufargument – aber einen Preisunterschied von knapp 10% bzw. ca. 12 EUR (Stand 21.1.2015) zur vergleichbaren Synology DiskStation DS214se würde ich persönlich gerne draufzahlen, um die beschriebenen Vorteile zu erhalten.
Preise und Bezugsquellen Thecus N2310:
ohne Platten 116,65 EUR bei Amazon | mit 2TB 299,00 EUR bei Amazon | mit 4TB 399,99 EUR bei Amazon |
mit 6TB 349,00 EUR bei Amazon | mit 8TB 389,00 EUR bei Amazon 489,00 EUR bei Amazon |
Zum Vergleich – Preise und Bezugsquellen Synology DiskStation DS214se:
mit 2TB 259,90 EUR bei Amazon | mit 4TB 299,99 EUR bei Amazon | mit 6TB 335,00 EUR bei Amazon |
9 Kommentare
Hallo Klaus,
der Thecus-Test war sehr gründlich und ausführlich, hat mir gut gefallen!
Wirst Du eigentlich auch einmal die Gerätre von Xiaomi besprechen?
Hallo Fitz,
so lange Xiaomi nicht offiziell in Deutschland aktiv ist wohl eher nicht. Es sei denn, Björn will sich schon wieder ein neues Handy kaufen 😉
Gruß,
Klaus
War mir gar nicht bewußt …..
Na, da bin ich ja fein auf den Hype reingefallen! 🙂
Ich hätte auch gerne in Deinem Beitrag gehört, warum die Xiamis so toll sein sollen. Ca. 400€ für einen (in D) Nobody-Hersteller finde ich nämlich üppig.
Meinst Du das Mi4? Das ist halt von der Hardware vergleichbar mit Galaxy S5, HTC One M8,Xperia Z3 usw., die kosten wesentlich mehr und sind nicht alle so schön. Ich denke der Preis ist schon attraktiv – auch wenn viele sicher mit einem halb so teuren (aber auch weniger „tollen“) Smartphone gut auskämen…
Gruß,
Klaus
Zu den Speed-Tests: Bist Du sicher, dass nicht Dein Netzwerk ein limitierender Faktor war? Qos aktiv? Oder Dein Client? Notebook vielleicht? Ich halte übrigens 75 MB/s für einen guten Wert, den man in der Praxis kaum braucht…
Ganz ausschließen kann ich nicht, dass es am Netz oder Client (tatsächlich ein Laptop) liegt. Allerdings deuten die leicht unterschiedlichen Werte je nach Konfiguration des NAS schon darauf hin, dass der limitierende Faktor zumindest auch auf dem NAS liegt – warum sollte mein Netz schon konsistent weniger Durchsatz liefern, wenn das NAS als RAID1 läuft? 😉
Ich kenne QoS bislang nur im Zusammenhang mit VOIP – in wie fern könnte ich das hier nutzen? Ich gehe aber mal davon aus, dass der TP-Link Switch kein QoS unterstützt, ich wüsste jedenfalls nicht, wie ich den irgendwie konfigurieren könnte.
Gruß,
Klaus
Nachtrag: Ja, 68-75 MB/s sind schon recht ordentlich, vielleicht habe ich meine Enttäuschung darüber, dass die schnellen Platten nicht ganz ausgereizt werden, ein wenig zu sehr betont, vor allem im Video…
Qos sichert verschiedenen Anwendungen die „notwendige“ Bandbreite zu. Von daher limitiert auch Bandbreite für andere Anwendungen bzw. Dienste. Eingeschaltetes und aktives Qos bedeutet somit ggf. langsamerer NAS-Zugriff.
Ich kenne diesen Test nicht, aber wenn Deine Notebook-Platte da irgendwie als Datenlieferant mitspielt, so solltest Du bedenken, das Notebook-Platten meist auch nur 80-100Mbyte/s bringen. Und das ein Netz die volle Plattenleistung rübergibt, funktioniert nur unter Laborbedingungen. Und wer hat die schon?
Der DrystalDiskMark nutzt die lokale Platte nicht… und selbst wenn, meine NB Platte schafft um die 120 MB/s und die System-SSD ca. 500 🙂
Egal… ich war wohl auch enttäuscht, da das neue NAS mit 2 schnelle Platten drin kaum schneller als meine 4 Jahre also DiskStation ist. Aber im Alltag reicht das natürlich völlig aus, selbst für Video-Bearbeitung würde das reichen…
Gruß,
Klaus