Heute möchte ich einen neuen Gastbeitrag vorstellen… nachdem Elias in den Kommentaren erwähnte, dass er sich ein Hardcover für ein Avus A84 per 3D-Druck selber hergestellt hat, war meine Neugierde geweckt und ich fragte, ob er das vielleicht in einem Artikel beschreiben mag… und wie Ihr nun hier seht, hat er dankenswerterweise zugesagt. Vielen Dank, Elias!
Man sieht sie überall, schicke Smartphone Hardcover, in allen Farben, verschiedensten Formen, für viele Hersteller wie Apple, Samsung, Sony und Co.
Leider aber nicht für jeden!
Jedenfalls nicht für solche Exoten wie AVUS!
Solch einen Exot, das ziemlich neue AVUS A84 habe ich mir neu zugelegt. Jedoch ahnte ich bei dem Kauf noch nichts davon, dass es für dieses Smartphone kaum solch praktisches Zubehör gibt, wie z.B. Displayschutzfolien, KFZ-Halterungen oder ein Hardcover. Ich habe mir im Netz schier ’nen Wolf gesucht, aber nichts gefunden.
Es gibt zwar diverse Taschen bei Amazon oder auch schicke Flipcases bei Ebay, aber so richtig haben die mir in der Handhabung nicht gefallen. Das ständige Aufklappen und das umständliche Halten beim Telefonieren nervte mich einfach nur.
Für mein Vorgänger-Smartphone, ein Sony Xperia T, war das kein Problem so ein Teil zu bekommen. Der Hersteller , Casemate bietet dafür unendliche Möglichkeiten.
Vorgänger-Smartphone Sony XPERIA T mit Casemate Hardcover
Von daher war ich dieses Hardcover gewohnt und ich fand das echt schick und praktisch. Zudem blieb dabei auch der Schutz des Smartphones nicht auf der Strecke.
Dann bin ich beim Stöbern im Netz bei www.chip.de über den Artikel über den 3D Druck eigener Smartphonehüllen gestoßen.
http://www.chip.de/news/Smartphone-Huellen-aus-dem-3D-Drucker-ausprobiert_63637343.html
Schön, dachte ich, vielleicht wäre das die Alternative.
Die haben das ja mit einem 3D Drucker von Pearl gemacht. Da hab ich gesehen, dass es erstmal funktioniert. Nicht schön, aber selten.
Gut dachte ich, vielleicht gibt es Online 3D Druckereien, die das für Dich übernehmen und dann vielleicht in einer viel besseren Qualität. Diesen Service kannten ich ja schon im 2D Bereich im meinem beruflichen Umfeld als Ingenieur und Konstrukteur.
Bei https://trin.do/3d-gedruckte-handyhuellen habe ich sogar einen Online Service gefunden, der den Komplettprozess für einen übernimmt, also von der Konstruktion bis zum fertigen Produkt. Unter dem aufgeführten Link sieht man z.B. mal, wie so eine Hülle aussehen kann. Schön, dachte ich, warum nicht selbst mal ausprobieren.
Dabei stellten sich mir folgende Fragen:
Online 3D Druckservice gesucht und mit http://www.rapidobject.com gefunden.
Der Vorteil bei diesem Anbieter: Die Daten kann man gleich Online hochladen und sich danach ebenfalls Online die Kosten für den Druck berechnen lassen.
Auf der Seite www.3druck.com sind unter folgendem Link dazu ein paar Programme aufgelistet http://3druck.com/3d-drucker-software-und-programme
Man braucht als Dateiformat entweder eine STL-Datei oder auch ein STEP, WRL oder IGES.
Wie gesagt, bin ich Ingenieur und Konstrukteur und arbeite auch mit 3D-Konstruktionsprogrammen, wie Inventor oder AutoCAD. Diese habe ich letztendlich auch verwendet. Leider kosten die richtig guten Programme richtig viel Geld. Wer solche Programme hat und beherrscht, hat da einen echten Vorteil.
Weil ich die 3D-Daten nicht von AVUS (auf Anfrage) bekommen habe und auch keine im Netz gefunden habe, habe ich kurzerhand mit der guten alten Schieblehre ganz einfach auf 0,1 Millimeter genau gemessen.
Es gibt aber auch Seiten im Netz, die solche Daten zum Download anbieten, jedenfalls habe solche Seiten auf meiner Suche durchforstet, nur mein Smartphone war leider nicht dabei.
Das hätte ich mir eigentlich denken können. Aus diesem Grund habe hier auch keinen Beispiel Link hinzugefügt. Auch sind dort nicht die aktuellen Typen von Smartphones zu finden. Andere Hersteller wie Nokia z.B. stellen sowas sogar zur Verfügung.
Wer da was braucht, Google weiß alles!
Letztendlich musste ich mich dann auf meine genaue Messung verlassen.
Polyamid PA2200 (entspricht PA12) wird auch von Trindo verwendet, also dachte ich, das nehme ich auch. Es wird als sehr leicht, stabil und trotzdem flexibel beschrieben und mit einer hohen Maßgenauigkeit gelobt.
Ganz einfach, natürlich an der Hülle meines Vorgänger-Smartphones.
Kommen wir nun zur Durchführung meines Vorhabens.
Ich habe mich also mal zwei Abende an meinen Computer gesetzt und erstmal angefangen, mein neues AVUS A84 gründlich abzumessen. Dabei erwiesen sich Radien als besonders schwierig, deshalb habe ich mich letztendlich dazu entschlossen, nur die Radien der Außenkante in meine Konstruktion einfließen zu lassen und die an der Rückseite einfach zu ignorieren.
Dann habe ich mir das Hardcover meines Sony XPERIA T angesehen und daraus mit Inventor eine ähnliche Form für mein AVUS A84 entwickelt.
Ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Form erinnert etwas an ein Hardcover für ein IPhone, aber das stört mich nicht. Im Gegenteil, mancher hat mich schon gefragt, welches IPhone ich denn habe.
Dann habe ich die Inventor-Datei mittels AutoCAD in eine Datei im STL-Format exportiert und diese dann bei http://www.rapidobject.com hochgeladen und mir den Preis berechnen lassen.
Als Farbe habe ich Schwarz gewählt.
Ich denke mit knapp 34EUR incl. Versand und MwSt. liegt man noch in einer guten Preislage.
Dann habe ich die Bestellung ausgelöst.
Nach ca. 1 Woche habe ich das Päckchen erhalten und…
Ich muss sagen, ich bin immer noch begeistert und finde, es sieht gut aus!
Fertiges Hardcover für das AVUS A84
Die Schale passt auch recht gut. Nur an der Ober- und Unterkante ist die Form des Smartphones etwas abgeschrägt und somit ist dort die Hülle ca. 0,5mm zu groß. Die Hülle lässt sich so minimal verschieben, ist aber nicht weiter tragisch. Letztendlich ist diese Differenz auf einen Messfehler von mir zurückzuführen. Ich habe diese kleine Schräge einfach ignoriert.
Außerdem kann ich das in meinem 3D-Modell ja noch korrigieren, wenn ich möchte und mir noch ein Hardcover in einer anderen Farbe herstellen lassen.
Fazit: Man kann sich auch führen seinen Exot von Smartphone ein schickes Hardcover selber machen.
Ich würde es wieder tun!
Update 16.1.: Elias hat noch ein Update nachgereicht, mit Render-Bildern einer 2. Version der Hülle:
Die Ecken sind jetzt weiter umschlossen.
Auf der Vorder- und Rückseite habe ich mein neues t-ring-symbol und an den Seiten jeweils den Schriftzug t-ring-design eingeprägt.
Ich habe mir jetzt ein Cover mit dem neuen Design bestellt.
Auch habe ich mit rapidobject gesprochen weil ich wissen wollte, ob PA2200 das richtige Material ist oder ob TPU (Gummi-Silikon ähnlicher Werkstoff) besser wäre. Die schicken mir aus TPU eine Probe mit.
Evtl. mache ich dann noch ein anderes Cover speziell für TPU.
[…] […]
2 Kommentare
Hallo zusammen,
hab grad gestern einen Stresstest mit meinem Hardcover unbeabsichtigt durchgeführt.
Es ist mir samt Smartphone im Bad auf die Fliesen geknallt.
Beides noch heil, aber das Smartphone ist bei der Hülle an den Displayecken nicht ganz umhüllt.
Das werde ich also noch korrigieren.
Evtl. werde ich mir noch ein weißes Hardcover bestellen.
Hallo Elias,
danke für Dein Update.
Ich finde das Ganz ein sehr spannendes Projekt – nochmals danke, dass Du es für TechnoViel beschrieben und Fotos gemacht hast. Es ist schon toll, was alles möglich ist, Dein Bericht zeigt aber auch, dass selbst jemand, der viel Übung im Umgang mit Modellierungs-Tools hat das Ganze nicht trivial ist und man gegebenenfalls mehrere Versuche machen muss, bis man ein wirklich gutes Cover hat. Aber dann hat man ein absolutes Unikat, dem man seine eigene Note geben kann – wer mit dem Customizing per Software (s. z.B. Björns Artikel-Serie zum Xposed-Framework) noch nicht genug hat, kann nun auch bei der Hülle weitermachen.
Gruß,
Klaus